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Wieso Malaria-Mücken wie aus dem Nichts auftauchen
n-tv
Über das "Trockenzeit-Malaria-Paradoxon" wird schon fast ein Jahrhundert lang gegrübelt: Sieben Monate ohne Regen dürften Malaria-Mücken eigentlich nicht überleben. Und doch kommen sie nach dem Ende der Trockenzeit wie aus dem Nichts wieder. Nun finden Forscher eine Erklärung dafür.
Malaria-Mücken können die rund sieben Monate andauernde Trockenzeit in der afrikanischen Sahelzone in einem Trockenschlaf überstehen. Dies haben Wissenschaftler durch die Markierung von Mückenlarven in zwei Dörfern in Mali herausgefunden. Etwa 18 Prozent der Anopheles-coluzzii-Mücken überbrückten die Zeit zwischen den Regenzeiten demnach sehr wahrscheinlich durch Trockenschlaf. Die Forscher um Roy Faiman vom National Institute of Allergy and Infectious Diseases in Rockville im US-Bundesstaat Maryland stellen ihr Vorgehen und ihre Ergebnisse im Fachmagazin "Nature Ecology & Evolution" vor.
Normalerweise leben Anopheles-Mücken nur wenige Wochen. Die lange Trockenzeit in der Sahelzone, in der monatelang kein Regen fällt, dürften sie auch aufgrund der harschen Umweltbedingungen kaum überstehen. Wenn aber üblicherweise im Juni die Regenzeit beginnt, sind die Mücken bereits nach wenigen Tagen wieder in großer Zahl vorhanden. Diese Zeit ist viel zu kurz, als dass sie aus Eiern geschlüpft und das Larvenstadium hinter sich gebracht haben können. Dieses "Trockenzeit-Malaria-Paradoxon" gebe Experten seit fast einem Jahrhundert Rätsel auf, schreiben die Studienautoren. Bis heute sei nicht klar, ob die Mücken die Trockenzeit anderswo verbringen und dann zurückfliegen oder ob sie vor Ort in einen Trockenschlaf (auch Sommerruhe oder Ästivation genannt) verfallen.
Zur Klärung der Frage führten Faiman und Kollegen in den malischen Dörfern Thierola und M'Piabougou ein großangelegtes Experiment durch: Sie reicherten die offenen Teiche mit schwerem Wasser an - das ist Wasser mit Deuterium an der Stelle von Wasserstoff. Bei später folgenden Laboruntersuchungen von eingefangenen Anopheles-coluzzii-Mücken konnten die Forscher nun feststellen, ob die Mücken ihr Larvenstadium in einem der Teiche, die in der Trockenzeit austrocknen, verbracht haben. Die Messungen zeigten, dass kurz vor Beginn der Trockenzeit rund 33 Prozent der Mücken in beiden Dörfern einen erhöhten Deuteriumwert aufwiesen.