
Türkische Justiz verhaftet Erdogan-Kontrahenten Imamoglu
n-tv
Die nächste reguläre Präsidentschaftswahl in der Türkei soll 2028 stattfinden. Ekrem Imamoglu soll für die Oppositionspartei ins Rennen gehen. Dem mutmaßlichen Erdogan-Herausforderer werden aber etliche Steine in den Weg gelegt. Nun wird er sogar festgenommen.
In der Türkei hat die Polizei den Istanbuler Bürgermeister Ekrem Imamoglu festgenommen. Dem wichtigsten politischen Konkurrenten von Präsident Recep Tayyip Erdogan werde die Führung einer kriminellen Vereinigung, Bestechung, Manipulation von Ausschreibungen und die Unterstützung einer terroristischen Organisation vorgeworfen, teilten die Behörden am Mittwoch mit. Imamoglu erklärte auf der Online-Plattform X, dass er nicht aufgeben und trotz des Drucks standhaft bleiben werde. Die Republikanische Volkspartei (CHP) wollte ihn in einigen Tagen zum Herausforderer von Erdogan bei der bevorstehenden Präsidentschaftswahl küren.
Die Staatsanwaltschaft Istanbul teilte mit, dass es bei den Ermittlungen gegen Imamoglu um zwei Verfahren gehe. Zum einen handele es sich um den Vorwurf krimineller Aktivitäten im Zusammenhang mit Ausschreibungen der Stadtverwaltung, in die 100 Personen verwickelt seien. Darunter seien Journalisten und Geschäftsleute. Im zweiten Fall werde Imamoglu und sechs weiteren Personen vorgeworfen, die verbotene kurdische Arbeiterpartei PKK, die von der Türkei als Terrororganisation eingestuft wird, unterstützt zu haben. Nach der Festnahme von Imamoglu meldete die Internetbeobachtungsorganisation NetBlocks, dass der Zugang zu mehreren Online-Plattformen in der Türkei eingeschränkt worden sei. Dazu zählten X, YouTube, Instagram und TikTok.
Am Dienstag hatte die Universität Istanbul den Hochschulabschluss von Imamoglu aufgrund von Unregelmäßigkeiten annulliert. Damit könnte der Erdogan-Rivale von der kommenden Präsidentschaftswahl ausgeschlossen werden. Imamoglu hatte die Entscheidung der Universität als unrechtmäßig bezeichnet und rechtliche Schritte angekündigt.