
Auf Spitzbergen sind Nato und Russland direkte Nachbarn
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Spitzbergen gehört seit hundert Jahren zu Norwegen. Gleichzeitig ist die Inselgruppe offizieller russischer Außenposten mit einem Sonderstatus, den Moskau auszunutzen weiß. Befindet sich 850 Kilometer vom europäischen Festland entfernt die "Achillesferse des Westens"?
Es ist ein kalter Freitag im März, als Robert Kvile ins russische Außenministerium in Moskau einbestellt wird. Der 67-Jährige ist seit Jahrzehnten einer der wichtigsten norwegischen Diplomaten, hat die Interessen Oslos in verschiedenen Ländern vertreten. Auf den letzten Metern seiner Diplomaten-Laufbahn verantwortet er eine besonders heikle Mission: Seit Herbst 2022 ist Kvile norwegischer Botschafter in Russland. Am 14. März dieses Jahres teilt ihm das russische Außenamt mit, dass Moskau in den Handlungen der norwegischen Regierung auf Spitzbergen eine Vertragsverletzung sieht.
Spitzbergen ist eine große Inselgruppe hoch im Norden - ungefähr auf halber Strecke zwischen Nordkap und Nordpol. Der Archipel ist etwa so groß wie Bayern. Von der Inselhauptstadt Longyearbyen bis zur norwegischen Küste sind es etwa 850 Kilometer. Der Nordpol ist nur etwa 1000 Kilometer von der schneebedeckten Inselgruppe entfernt.

Der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine dauert nun schon mehr als drei Jahre an. Strenge Sanktionen sollen eigentlich verhindern, dass westliche Unternehmen Produkte nach Russland liefern und so die Armee des Kremls unterstützen. Doch häufig werden sie erst spät oder gar nicht verhängt. So wird die russische Rüstungsindustrie - ob direkt oder über Zwischenhändler - weiterhin von Unternehmen aus dem Westen beliefert. Eine neue Recherche des unabhängigen belarussischen Exil-Mediums Zerkalo.io zeigt, wie ein deutsches Unternehmen über Jahre hinweg ungehindert Bauteile an ein belarussisches Werk liefern konnte, das wiederum die russische Armee beliefert. Der Artikel zeichnet nach, wie die Sanktionslücken noch bis ins laufende Jahr die russische Aufrüstung mit deutscher Hochtechnologie ermöglichten. Mit freundlicher Genehmigung der Redaktion erscheint die Recherche nun auch bei ntv.de.