
Studie: Justizministerium arbeitete NS-Geschichte spät auf
n-tv
Wie hat das bayerische Justizministerium seine NS-Vergangenheit in der Nachkriegszeit aufgearbeitet? Unzureichend, besagt eine Studie.
München (dpa/lby) - Die bayerische Justiz hat nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs laut einer neuen Studie lange gebraucht, bis sie ihre NS-Vergangenheit aufgearbeitet hat. Der NS-Unrechtsstaat sei auch deshalb möglich gewesen, "weil sich nicht wenige Juristen, die eigentlich Recht und Gesetz verpflichtet waren, in den Dienst des Regimes gestellt hatten", sagte Justizminister Georg Eisenreich (CSU) bei der Vorstellung der Studie. "Viele waren über das Ende des Dritten Reichs hinaus in der Justizverwaltung tätig."
Die Auseinandersetzung mit der NS-Vergangenheit habe in der jungen Bundesrepublik wenig Gewicht "für das Selbstverständnis der damaligen demokratischen Ministerialbeamten" gehabt, sagte der Direktor des Instituts für Zeitgeschichte (IfZ), Andreas Wirsching. Das Justizministerium selbst hatte die Studie im Jahr 2018 in Auftrag gegeben.
Für die Untersuchung mit dem Titel "Landesjustiz und NS-Vergangenheit - Justizbilder und Verwaltungspraxis im bayerischen Justizministerium in der Nachkriegszeit" hat die Autorin Ana Lena Werner vor allem die Personalakten von 69 Juristen ausgewertet, die zwischen 1945 und 1970 unter anderem als Minister, Amtschef, Abteilungs- oder Referatsleiter im bayerischen Justizministerium tätig waren.