
"Putin kann Zehntausende Rekruten opfern, ohne dass es jemanden stört"
n-tv
Boris Bondarew arbeitete zwanzig Jahre in den Diensten Russlands. Als Diplomat war er in Genf eingesetzt, wo er in Fragen der Rüstungskontrolle verhandelte. Als sein Heimatland die Ukraine angriff, quittierte er aus Protest den Dienst und betrat die Botschaft seitdem nie wieder. Über seine Zeit als russischer Diplomat hat er ein Buch geschrieben, das an diesem Mittwoch erscheint. Heute Abend zeigt das RTL Nachtjournal ein Interview mit Boris Bondarew.
ntv.de: Herr Bondarew, erinnern sich noch an den 24. Februar 2022, an den Angriff?
Boris Bondarew: Wie jeden Morgen checkte ich auf meinem Handy die Nachrichten und die waren schrecklich. Die russische Luftwaffe bombardierte Kiew. Es war eine groß angelegte Invasion. Wir hätten mit den Ukrainern streiten können, diskutieren. Wir hätten unterschiedlicher Meinung sein können. Das wäre alles normal gewesen. Aber ein Land angreifen, dessen Bevölkerung uns geschichtlich und kulturell so nahesteht? Das war für mich unvorstellbar.
Sogar Sie als russischer Diplomat hatten keine Informationen über den bevorstehenden Angriff?