
Noch-Präsident Bolsonaro verlässt Brasilien vorzeitig
n-tv
Erst an Neujahr endet die Amtszeit von Brasiliens abgewähltem Präsidenten Jair Bolsonaro. Doch der rechte Noch-Staatschef weilt schon nicht mehr in seinem Land, das er noch zu regieren hat: Bolsonaro wird die Amtseinführung seines Nachfolgers aus den USA verfolgen. Welcher Plan hinter der vorzeitigen Abreise steckt, ist unklar.
Bereits zwei Tage vor dem Ende seiner Amtszeit hat Brasiliens Präsident Jair Bolsonaro das Land verlassen. Er sei von der Präsidentenresidenz Palácio da Alvorada zur Luftwaffenbasis der Hauptstadt Brasília gefahren und dann mit einer der Präsidentenmaschinen abgeflogen, berichteten lokale Medien übereinstimmend. Demnach landete das Flugzeug für einen Tankstopp in Boa Vista im Norden des Landes und flog dann weiter nach Orlando im US-Bundesstaat Florida. "Ich bin auf dem Flug, ich bin bald zurück", teilte Bolsonaro dem Fernsehsender CNN Brasil mit. Bolsonaros Amtszeit endet an Neujahr, dann wird sein linker Nachfolger Luiz Inácio Lula da Silva vereidigt.
Zuletzt hatte sich bereits abgezeichnet, dass der rechte Staatschef entgegen der Gepflogenheiten nicht an der Amtsübergabe teilnehmen würde. Seine Mitarbeiter, die ihm auch nach dem Ende seiner Amtszeit zustehen und mit Steuergeld bezahlt werden, ließen sich für den gesamten Januar eine Reise in die Vereinigten Staaten genehmigen. Bolsonaro wurde von seiner Ehefrau Michelle und der gemeinsamen Tochter Laura begleitet. Seine beiden erwachsenen Söhne Flavio und Carlos weilen Medienberichten zufolge bereits in Florida.
Was genau hinter Bolsonaros Reise in die USA steckte, war zunächst unklar. Einem Bericht des Nachrichtenportals G1 zufolge sollen seine Anwälte dem Präsidenten geraten haben, Brasilien noch vor Ablauf der Amtszeit zu verlassen. Offenbar fürchteten sie, der Staatschef könnte für die teils gewaltsamen Proteste seiner Anhänger nach Lulas Wahlsieg verantwortlich gemacht werden. Seit seiner Wahlniederlage Ende Oktober war Bolsonaro kaum noch in Erscheinung getreten.