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Für Trump ist Selenskyj eine permanente Erinnerung an 2019
n-tv
Als Donald Trump die ersten Male mit Wolodymyr Selenskyj sprach, wollte er Beweise für Vorwürfe gegen Joe Biden. Bekommen hat er sie nie, die Anschuldigungen sind bis heute nichts als ein Verschwörungsmythos. Was Trump bekam, war ein Amtsenthebungsverfahren.
Am 25. April 2019 griff Donald Trump zum Telefon. Fast eine Dreiviertelstunde telefonierte der US-Präsident mit Fox-News-Moderator Sean Hannity, einem Trump-Loyalisten der ersten Stunde. Interviews dieser Art gab er damals häufiger: lange Telefonate, live im Fernsehen, ohne Bild. Am selben Tag hatte Joe Biden seine Bewerbung für die Präsidentschaftskandidatur der Demokraten erklärt. "Ich kenne Joe seit Jahren", kommentierte Trump. "Er ist nicht die hellste Birne in der Gruppe", gemeint waren die demokratischen Bewerber. "Aber er hat einen Namen, den sie kennen."
Trump beließ es nicht bei abfälligen Bemerkungen über Biden. Er kündigte auch an, sein Justizminister William Barr habe "unglaubliche" und "große" Erkenntnisse darüber, dass ukrainische Akteure 2016 den Wahlkampf der demokratischen Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton unterstützt hätten.
Wahlmanipulation durch die Ukraine, nicht durch Russland - das war die Botschaft, die Trump setzen wollte. Eine Woche zuvor, am 18. April, war der "Mueller Report" erschienen. Sonderermittler Robert Mueller, ein früherer FBI-Direktor, legte darin dar, wie Russland Einfluss auf die Wahl von 2016 genommen hatte, mit dem Ziel, Trump ins Weiße Haus zu bringen. Diese Geschichte wollten Fox News und andere Trump-loyale Medien umdrehen: Nicht Russland hatte Trumps Wahlkampf unterstützt - es war die Ukraine, die Clinton unterstützt hatte.