
Innenministerium fehlten in der Flutnacht Informationen
n-tv
Mainz (dpa/lrs) - Das Ausmaß der Flutkatastrophe im nördlichen Rheinland-Pfalz mit mindestens 135 Toten vor einem Jahr war dem Lagezentrum des Innenministeriums nach Darstellung mehrerer Beamter erst Tage später klar. "Wir hatten ein Informationsdefizit in der Nacht", sagte der Leiter des Lagezentrums, Heiko Arnd, am Freitag im Landtags-Untersuchungsausschuss Flutkatastrophe in Mainz. Dies lasse sich jetzt im Nachhinein sagen. Das Ausmaß der Katastrophe habe er selbst weder am 14. noch am 15. Juli 2021 erfasst, "sondern erst in den darauffolgenden Tagen".
Das Lagezentrum habe in der Nacht ständig versucht, Informationslücken zu schließen und regelmäßig mit der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD) und den Polizeipräsidien in Koblenz und Trier telefoniert, berichtete Arnd. Das Lagezentrum trägt Informationen der Polizei zusammen und erstellt sogenannte Lagebilder, leitet aber keine Einsätze. Die Wettermeldungen am 14. Juli tagsüber seien wenig spezifisch und für die Sommerzeit nicht ungewöhnlich gewesen, sagte Arnd.
Innenminister Roger Lewentz (SPD) habe gegen 0.45 Uhr im Lagezentrum angerufen und sei bereits allgemein über eingestürzte Häuser im Ahrort Schuld unterrichtet gewesen. Zu diesem Zeitpunkt habe es aber noch keine konkreten Hinweise auf Tote oder Verletzte gegeben. Er habe Lewentz wegen "unklarer Lage" davon abgeraten, ins Polizeipräsidium Koblenz zu fahren, berichtete Arnd.
"Dass in der Nacht vom 14. auf den 15. Juli die schlimmste Naturkatastrophe in der Geschichte unseres Landes eintreten würde, ist mir erst im Laufe der nächsten Tage klar geworden", hatte zuvor der Leiter der für das Lagezentrum zuständigen Abteilung im Innenministerium, Dieter Keip, gesagt. Am Morgen des 15. Juli um kurz nach 9 Uhr sei der Tod von vier Menschen sicher gewesen, rund 70 andere Menschen seien zu dem Zeitpunkt vermisst worden.