Zastrow sieht seine Ex-Partei FDP am Abgrund
n-tv
Holger Zastrow galt lange als Urgestein der Sachsen-FDP. 1999 führte er die Liberalen aus einer schweren Krise heraus. Anfang dieses Jahres verließ er die Partei - aus Frust über den Kurs der Ampel.
Dresden (dpa/sn) - Am Abgrund oder schon einen Schritt weiter? Der frühere sächsische FDP-Chef Holger Zastrow gibt im Wesentlichen der Bundespartei die Schuld an dem desaströsen Abschneiden der Liberalen bei den jüngsten Landtagswahlen. Am vergangenen Sonntag hatte die FDP in Sachsen nur 0,9 Prozent erhalten und lag noch hinter der Tierschutzpartei. In Thüringen kam die Partei auf 1,1 Prozent.
"Es ist zu befürchten, dass es mit der FDP im Osten zu Ende geht. Denn inzwischen ist das halbe Land ein einziger weißer Fleck", sagte Zastrow der Deutschen Presse-Agentur. Bei den Kommunalwahlen im Juni sei der Großteil der kommunalen Mandate verlorengegangen. Überall habe es hier historisch schlechte Ergebnisse gegeben. "Vielerorts ist die Partei so klein, dass sie das Recht verwirkt, noch eine repräsentative Rolle in der Gesellschaft einzunehmen."
Zastrow zufolge haben sich selbst junge Leute wieder von der FDP abgewandt. Zusammen mit der Daseinskrise, die alle etablierten Parteien erfasst habe, werde es jedenfalls sehr schwer. "Als ich 1999 die FDP in Sachsen übernahm, hatten wir noch etwa 600 kommunale Mandate, rund 80 Bürgermeister, waren überall in der Gesellschaft verwurzelt. Die FDP vor Ort war allem gegenüber, was in Berlin oder im Land passierte, relativ resilient. Das war die Basis, das Herzstück des Neuaufbaus. Dieses Herz aber schlägt hierzulande nicht mehr."