Wirtschaft kritisiert geplantes Verbrennerverbot scharf
n-tv
München (dpa/lby) - Die Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft (vbw) warnt vor dem vom EU-Parlament angestrebten Verbot neuer Verbrenner-Autos ab 2035. "Der Ausbau der Ladeinfrastruktur hält nicht Schritt, ist aber Grundvoraussetzung für eine hohe Nachfrage nach batterieelektrischen Pkw", sagte vbw-Hauptgeschäftsführer Bertram Brossardt am Donnerstag in München. In Zeiten von unsicherer Energieversorgung, gestörten Lieferketten und Rohstoffmangel "können wir keine erfolgreichen Technologiepfade einfach abschneiden und uns in neue Abhängigkeiten begeben, ohne Wohlstand und Beschäftigung aufs Spiel zu setzen", warnte er. Wichtig seien Technologieoffenheit und Diversifizierung.
Der Präsident und Landesinnungsmeister des bayerischen Kraftfahrzeuggewerbes, Albert Vetterl, sagte: "Dieser europäische Technologieausverkauf wird nicht spurlos am Autoland Bayern vorbeigehen." Die EU-Entscheidung dürfte zu einer Verlagerung der Verbrennertechnologie nach Asien führen und gehe auf Kosten des Mittelstands hier. Dabei könnten Millionen Verbrennerautos mit synthetischen Treibstoffen klimafreundlich weiterbetrieben werden, die Infrastruktur sei bereits vorhanden. Aber "die individuelle Mobilität wird von Brüssel aus ideologischen Gründen massiv beschnitten - ohne Rücksicht auf Probleme der E-Mobilität und ohne angemessene Würdigung von sinnvollen Alternativen", sagte Vetterl. Das verschärfe die Herausforderungen für die 7000 bayerischen Kfz-Innungsbetriebe mit über 125.000 Mitarbeitern und 15.000 Auszubildenden noch einmal.
Der bayerische Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) kritisierte das Verbot als ideologisch motiviert, realitätsfremd und "fatales Signal für deutsches Automobil-Knowhow". Moderne Verbrennungsmotoren könnten problemlos mit E-Fuels betrieben werden. "Diese technologischen Perspektiven werden aber jetzt zu Gunsten einseitiger Lösungen links liegen gelassen." Der Wasserstoffantrieb müsse vorangetrieben werden.