Volkstribun Trump krönt sich - und zeigt neue Seite
n-tv
Bei der ersten Rede seit dem Attentat schimmert bei Donald Trump eine versöhnliche Facette durch. Er kündigt konkret an, wie er eine zweite Amtszeit als US-Präsident beginnen würde. Immigranten beschimpft er. Einmal erwähnt er Kontrahent Joe Biden - ungeplant.
Als die Luftballons zum Abschluss des Parteitags der Republikaner endlich von der Hallendecke auf die Delegierten, Gäste und Journalisten fallen, haben sie eine Zickzackrede von Donald Trump erlebt. Gefühlig und andächtig zu Beginn, mit Versprechen und der Ankündigung seiner ersten Vorhaben nach einem Wahlsieg im November, mit wilden Anschuldigungen gegen Einwanderer und ungewöhnlichen Rufen nach Versöhnung. "Ich kandidiere für das Amt des Präsidenten für ganz Amerika, nicht für die Hälfte von Amerika, denn es ist kein Sieg, wenn man für die Hälfte von Amerika gewinnt", sagt Trump an einer Stelle. Die Halle jubelt ihm zu.
Wer hätte das vorhergesehen, als Trump vor acht Jahren vom Politikbetrieb und der Welt verlacht wurde. Als Außenseiter gestartet, sah er sich beim damaligen Parteitag zweifelnden Delegierten gegenüber. Sein Wahlsieg schockte den kompletten Politikbetrieb. Nach seiner Wahlniederlage 2020 inszenierte er sich als Opfer von angeblichem Wahlbetrug, und definierte Gefolgschaft auch darüber, ob Politiker seine Vorwürfe öffentlich wiederholten. Er wurde zum Partei-Paten im Hintergrund, um dessen Unterstützung mit bedingungsloser Loyalität gebuhlt werden musste. Und jetzt, 2024, hat Trump zum dritten Mal die Kandidatur der Republikaner erhalten. Schafft er es ins Weiße Haus, hätte er die Partei am Ende einer zweiten Amtszeit zwölf Jahre lang geprägt.
Doch er schimpft diesmal nicht über eine "radikale Linke". Feuert keine Beleidigungen oder abfällige Spitznamen für seine Gegner ins Rund der Mehrzweckhalle in Milwaukee. Stattdessen dies: "Die Zwietracht und Spaltung in unserer Gesellschaft muss überwunden werden. Und zwar schnell." Oder: "Ich bin heute Abend hier, um eine Vision für die ganze Nation darzulegen. Jedem Bürger, ob jung oder alt, Mann oder Frau, Demokrat, Republikaner oder Unabhängiger, schwarz oder weiß, Asiate oder Hispanoamerikaner, reiche ich eine Hand der Loyalität und Freundschaft." Von kulturkriegerischen Tiraden keine Spur. Der 78-Jährige fühlt sich dabei sichtlich wohl, streut immer wieder Anekdoten ein.