Verfassungstreue-Check kurz vor Verabschiedung umstritten
n-tv
Vor der Aufnahme in den Staatsdienst sollen angehende Beamte auf Verfassungstreue überprüft werden. Zwei Oppositionsfraktionen warnen aus unterschiedlichen Gründen davor.
Potsdam (dpa/bb) - Der geplante Verfassungstreue-Check für Beamtinnen und Beamte hat kurz vor der Verabschiedung im Landtag für Kontroversen gesorgt. Innenminister Michael Stübgen (CDU) hält den Gesetzentwurf der Landesregierung für notwendig, ein Teil der Opposition warnt aus unterschiedlichen Gründen vor Gefahren. Ab 1. September soll es für angehende Beamtinnen und Beamte vor dem Amtseid eine Regelanfrage aus öffentlich zugänglichen Quellen beim Verfassungsschutz geben, ob sie aufgefallen sind, Bestrebungen gegen die freiheitlich-demokratische Grundordnung zu unterstützen. Die Anfrage soll nicht für Richter und Staatsanwälte gelten.
"Warum sollten wir Lehrer, Richter und Polizisten nicht genau so überprüfen, wie wir es beim Sicherheitspersonal für die Flughäfen oder Ordnungskräften im Fußballstadion seit vielen Jahren tun und zwar selbstverständlich", sagte Stübgen am Mittwoch in Potsdam. Die Koalitionsfraktionen von SPD, CDU und Grünen sowie die oppositionelle Gruppe der Freien Wähler stimmten in zweiter Lesung für das Gesetz, die AfD und die Linke waren dagegen. Die abschließende Entscheidung trifft der Landtag erst am Freitag.
Die AfD-Fraktion hält den Gesetzentwurf für verfassungswidrig - und den Verfassungsschutz für "verfassungsfeindlich". "Wir kündigen auch hier und jetzt schon rechtliche Schritte an", sagte die Abgeordnete Lena Kotré. Fraktionschef Hans-Christoph Berndt warf der Koalition vor: "Sie schränken die Freiheit der Andersdenkenden ein", sagte er und ergänzte mit Blick auf die Zeit vor dem Mauerfall 1989: "Sie verhalten sich wie die Bonzen damals." Der Grünen-Abgeordnete Heiner Block sagte: "Es ist kein Generalverdacht gegen Beamtinnen und Beamte." Im Land Brandenburg gab es 2022 rund 36 000 Beamtinnen und Beamte.