Prag verbietet organisierte nächtliche Kneipen-Touren
n-tv
In Prag stehen professionell organisierte Kneipen-Touren bei Reisenden hoch im Kurs - sehr zum Missfallen der Anwohner. Der Stadtrat geht jetzt dagegen vor und verbietet das Treiben kurzerhand. Zuspruch kommt sogar vom Gaststättenverband.
Die Behörden in Prag haben beschlossen, den vor allem bei britischen Touristen beliebten nächtlichen Kneipen-Ausflügen einen Riegel vorzuschieben. Künftig werde es "nicht möglich sein, zwischen 22 und 6 Uhr geführte Kneipentouren zu veranstalten", sagte Zdenek Hrib, der Vize-Bürgermeister der tschechischen Hauptstadt, vor Journalisten nach einer Abstimmung im Stadtrat. Von Reisebüros organisierte nächtliche Trinkgelage sollen demnach verboten werden.
Stattdessen will die Stadt mehr auf Kultur-Urlauber setzen. Die Stadtverwaltung wolle "kultiviertere, wohlhabendere" Touristen ansprechen und nicht solche, die "nur für kurze Zeit kommen, um sich zu betrinken", sagte ein weiterer Vize-Bürgermeister, Jiri Pospisil.
Beim Bierkonsum ist Tschechien mit 128 Liter Bier pro Kopf weltweit Spitzenreiter. In einigen tschechischen Restaurants ist Bier immer noch billiger als Wasser. Viele Kneipen in der zum Unesco-Welterbe zählenden Prager Altstadt bieten das berühmte einheimische Lagerbier für weniger als drei Euro pro halben Liter an. Der Chef des tschechischen Hotel- und Gaststättenverbands, Vaclav Starek, begrüßte die Entscheidung der städtischen Behörden. Dem Bierverkauf tut das Verbot aus seiner Sicht keinen Abbruch. Schließlich werde es "niemandem verboten, in eine Kneipe zu gehen", sagte er. Die organisierten nächtlichen Kneipentouren hingegen "braucht niemand".