Pfälzische Feste als Forum politischer Meinungsbildung
n-tv
Der "Geist der Unruhe und Umwälzung" war im Gebiet des heutigen Rheinland-Pfalz immer besonders virulent. Die linksrheinischen Regionen hätten deswegen eine besondere Rolle in der Demokratiegeschichte gespielt, sagt Historikerin Sarah Traub.
Mainz (dpa/lrs) - Es gab Zeiten, in denen Landtagsabgeordnete mit Festen gefeiert wurden: Pfälzische Abgeordnete des bayerischen Landtags wurden bei ihrer Rückkehr 1831 stürmisch begrüßt, weil ihnen mit der Rücknahme einer Zensurverordnung ein besonderer politischer Coup gelungen war. So entstanden "Abgeordnetenfeste als neues Forum der politischen Meinungsbildung", wie Sarah Traub vom Institut für Geschichtliche Landeskunde an der Universität Mainz in einem Vortrag der Landeszentrale für politische Bildung ausführte.
"Mit Hilfe dieser Festessen konnte das Verbot politischer Veranstaltungen umgangen werden", erklärte die Historikerin. "Sie entstanden als besondere Form des politischen Protestes", nicht selten mit 350 bis 500 Teilnehmern. Wenige Wochen vor dem Höhepunkt der Pfälzer Freiheitsbewegung, dem Hambacher Fest von 1832, notierte Joseph von Stichaner als Regierungspräsident der bayerischen Pfalz: "Täglich greift der Geist der Unruhe und Umwälzung weiter um sich."