NS-Prozess gegen Hundertjährigen beginnt
n-tv
Er soll laut Anklage "wissentlich und willentlich" an der Ermordung von Tausenden KZ-Insassen mitgewirkt haben - mit dem Einsatz von Giftgas und Erschießungen. Der hundertjährige Ex-Wachmann muss sich nun für seine Taten im Konzentrationslager Sachsenhausen verantworten.
Vor dem Landgericht Neuruppin in Brandenburg beginnt am Donnerstag ein weiterer Prozess gegen einen mutmaßlichen NS-Täter. Dem hundertjährigen ehemaligen Wachmann des Konzentrationslagers (KZ) Sachsenhausen wird in der Anklageschrift Beihilfe zum Mord in 3518 Fällen vorgeworfen. Nach dem Auftakt des Prozesses gegen eine 96-jährige frühere Sekretärin des KZ Stutthof im schleswig-holsteinischen Itzehoe, den dieses am Donnerstag durch ihre zeitweise Flucht verzögerte, handelt es sich um das zweite NS-Verfahren, das binnen wenigen Tagen beginnt.
Laut Staatsanwaltschaft gehörte der Angeklagte dem Wachbataillon des Lagers Sachsenhausen, in dem die SS ein großes Kontingent stationiert hatte, bis 1945 an. Das Lager nördlich von Berlin war ein Ausbildungsort für Wachpersonal und Kommandanten der Konzentrationslager im gesamten NS-Terrorsystem. Insgesamt wurden dort über die Jahre rund 200.000 Menschen gefangen gehalten. Zehntausende Häftlinge starben an Hunger und Krankheiten, durch Zwangsarbeit, medizinische Versuche und Misshandlungen sowie systematische Vernichtungsaktionen der SS.