NATO rauft sich zusammen und spinnt Stroh zu Gold
n-tv
Zwar waren viele Details vorher durchgesickert, aber auf einem Gipfel kondensieren sich die Entwicklungen in kurzer Zeit. Wegen des Beitritts von Finnland und Schweden traf sich die NATO drei Tage lang und so mitgliederreich wie nie. Das weltweit größte Verteidigungsbündnis vereint nun rund die Hälfte der globalen Wirtschaftskraft auf sich. Das alles dominierende Thema war der Angriffskrieg Russlands in der Ukraine und die Bedrohung für Europa. Fünf Erkenntnisse vom Jubiläumstreffen in Washington, wo die NATO vor 75 Jahren gegründet wurde.
In den vergangenen Jahren hat sich die NATO an die neue geopolitische Realität angepasst, zusätzlich angetrieben von Russlands Angriffskrieg. Der Kommandeur für die US-Streitkräfte nannte die Veränderungen im Bündnis einen "riesigen Umschwung". Im Ernstfall kann die NATO nun für die Verteidigung Europas innerhalb von 30 bis 100 Tagen eine halbe Million Soldaten in den Einsatz bringen. Dazu kommen Luftwaffe, Marine und mehr. Es gibt detaillierte Einsatzpläne für verschiedene Regionen und Szenarien, die NATO und das Militär der Mitglieder führen bereits auch entsprechende Manöver durch. Abschreckung ist das oberste Gebot, es soll gar nicht erst zum Verteidigungsfall kommen. Ab 2026 sollen in Deutschland wieder US-Mittelstreckenraketen stationiert werden.
Der Ukraine macht das Bündnis die größtmögliche informelle Zusicherung einer Mitgliedschaft. Der Weg dorthin sei "unumkehrbar" heißt es in der Abschlusserklärung. Mehr geht möglicherweise schon rein praktisch nicht: Ein bedingungsloser Eintritt Kiews mitten im Krieg könnte einen NATO-Einsatz und damit die direkte Konfrontation mit Russland bedeuten. Die will das Bündnis unbedingt verhindern. Dies betonte beim Gipfel auch noch einmal US-Verteidigungsminister Lloyd Austin. Für die ums Überleben kämpfende Ukraine ist die Zusage zunächst einmal: gar nichts.