Musk als Ausgeburt an Oberflächlichkeit und Desinteresse
n-tv
Der Tesla-Gründer schreibt für die "Welt" einen Gastbeitrag, der so nie hätte erscheinen dürfen. Nun ist er es aber: Den Offenbarungseid sollte jeder lesen, um (endgültig) zu verstehen, was für Leute Donald Trump um sich schart und wie es sich in einer Alternative-Fakten-Blase lebt.
Die Zeitung "Welt" ist gelebtes Dilemma. Sie distanziert sich permanent klar von der AfD. Zugleich schreibt sie ständig und ohne Scheuklappen über sämtliche Felder, die von der ultrarechten Partei befeuert und genutzt werden, Ängste in der Bevölkerung zu schüren und Deutschlands Niedergang zu beklagen. Ein Blick in die - immer wieder für Brechreiz sorgenden - Leserkommentare lässt den Schluss zu, dass glühende AfD-Anhänger einen erheblichen Teil der Abonnenten ausmachen, also für die Finanzierung der Redaktion von beträchtlicher Bedeutung sind. Das will irgendwie bedient werden.
Man kann es allerdings auch so sehen: Das Blatt berichtet über Themen und Ereignisse, die woanders nicht oder selten vorkommen, was etablierten Medien den Vorwurf der Lücken- und Lügenpresse eingebracht hat. Das Bemühen, über bestimmte gesellschaftliche Verwerfungen und ökonomische Entwicklungen den Deckmantel des Schweigens zu legen oder sie zu verniedlichen, um die AfD-Wählerschaft zu minimieren, funktioniert in Zeiten des Internets ohnehin nicht. Zudem gibt die "Welt" jenen eine Stimme, die sich - gefühlt oder real - medial sonst so gut wie nicht vertreten und gesehen fühlen.
Wichtige Fragen, die damit verbunden sind, lauten: Wie weit sollte eine Redaktion gehen? Und heißt Meinungsfreiheit, alles in die Welt hinaus blöken zu müssen, was einem durch den Kopf geht. Wie im Fall von Elon Musk, den die "Welt" - unterstützt von Springer-Vorstandschef Mathias Döpfner - zu einem Gastbeitrag einlud, der niemals so hätte erscheinen dürfen. Schlimm ist nicht, dass die Zeitung dem engen Vertrauten von Donald Trump die Möglichkeit gab, seine Sicht auf Deutschland und die AfD darzustellen. Der Skandal ist, dass Musk blanke Wahlwerbung für die AfD betreiben konnte, ohne jegliche Argumente anzuführen, Fakten abzuwägen und sich schlau zu machen. Was dominiert, ist das, was wir von Trump kennen: Bauchgefühl.