Ex-Spion Pollard hätte Geisel-Angehörige notfalls inhaftiert
n-tv
In Israel wird er vom rechten Lager als Nationalheld gefeiert, nun sorgt der ehemalige Spion Jonathan Pollard mit seinen Aussagen zu Familien der Hamas-Geiseln für Entsetzen. Diese hätten "den Mund halten" sollen, damit Israel ungestört einen "totalen Krieg" gegen seine Feinde führen könnte.
Der ehemalige israelische Spion Jonathan Pollard hat die Regierung des Landes für den seiner Ansicht nach laschen Umgang mit den Familien der Hamas-Geiseln scharf kritisiert. Israel hätte die Angehörigen der Geiseln zum Schweigen bringen und einige von ihnen sogar inhaftieren sollen, um den öffentlichen Druck zu vermeiden, ein Abkommen mit der Terrorgruppe zu schließen.
Als Israel der Hamas am 7. Oktober den Krieg erklärt hatte, "hätte die Regierung als erstes den nationalen Notstand ausrufen und allen Geisel-Angehörigen sagen sollen: 'Ihr haltet den Mund oder wir werden ihn euch stopfen! Ihr werdet euch nicht in die Führung dieses Krieges einmischen. Ihr werdet weder von der internationalen Gemeinschaft noch von unseren eigenen Linken (…) als Waffe gegen uns eingesetzt werden'", sagte Pollard in einem Online-Gespräch mit Rabbi David Bar-Hayim, der ein Bildungszentrum in Jerusalem leitet. Der israelische Fernsehsender Channel 14 zeigte einen Ausschnitt des Gesprächs. "Und wenn das bedeutet, bestimmte Mitglieder der Familien der Geiseln zu inhaftieren und zum Schweigen zu bringen, dann soll es so sein. Wir befinden uns im Kriegszustand", fügte er hinzu.
Der aus einer jüdischen Familie in Texas stammende Pollard war 1985 in den USA verhaftet und 1987 wegen Spionage zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Er hatte während seiner Arbeit als ziviler Marineanalyst mehrfach streng geheime Dokumente an Israel übermittelt. Im November 2015 kam er nach 30 Jahren Gefängnis frei. Ende Dezember 2020 wanderte er nach Israel aus, dessen Staatsbürgerschaft er seit 1996 besitzt. Pollard und seine Ehefrau Esther wurden am Flughafen bei Tel Aviv von Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu persönlich in Empfang genommen. In seiner neuen Heimat wird Pollard vor allem von den Nationalreligiösen und den Radikalen in der jüdischen Siedlerbewegung als Nationalheld gefeiert.