"Die wenigsten Kriege enden mit Friedensverhandlungen"
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Nur ein kleiner Teil der Kriege, die nach dem Zweiten Weltkrieg geführt wurden, endete mit klassischen Friedenskonferenzen, sagt der Historiker Jörn Leonhard, der ein Buch "Über Kriege und wie man sie beendet" geschrieben hat. Im russischen Krieg gegen die Ukraine sei ein Ende nicht absehbar: "Putin sieht derzeit die Möglichkeit, auf dem Schlachtfeld Erfolge zu erzielen, die Russland in den letzten zwei Jahren nicht erzielen konnte. Mit dem Erfolg aber lassen sich die enormen Opfer rechtfertigen. Das spricht eher für eine Zunahme von Kriegsgewalt und derzeit jedenfalls nicht für eine glaubwürdige und beiderseitige Konzessionsbereitschaft."
ntv.de: In politischen Debatten über den Krieg in der Ukraine heißt es immer wieder, dass am Ende jeder Krieg am Verhandlungstisch endet. Ist das tatsächlich so?
Jörn Leonhard: Nein, das stimmt so nicht. Es gibt Kriege, die gewissermaßen ausbrennen, ohne dass es regelrechte Verhandlungen gibt. Andere Kriege enden mit einem absoluten Minimum an Kommunikation. Ein Beispiel ist der Iran-Irak-Krieg von 1980 bis 1988, der mit einer UN-Resolution zu Ende ging, der keiner der Kriegsparteien widersprach.
Dann sind die großen Friedensverhandlungen wie nach dem Dreißigjährigen Krieg oder dem Ersten Weltkrieg historische Sonderfälle?