Das unschöne Gefühl von Pest und Cholera
n-tv
Die drei Politiker, die die Nachfolge von Angela Merkel anstreben, sind Beleg für die Schwächen der deutschen Politik zu Beginn des 21. Jahrhunderts: Es hapert an Spitzenkräften. Und so entsteht ein mulmiges Gefühl: Wer immer ins Kanzleramt einzieht, könnte ungeeignet sein.
Selbst eine gespaltene Gesellschaft wie die deutsche wird sich noch auf den Befund einigen können, dass es viel zu tun gibt, die Bundesrepublik fit für die Zukunft zu machen und damit den sozialen Frieden sowie die Demokratie zu erhalten. Erst die Pandemie und danach die Hochwasserkatastrophe haben schonungslos Defizite offengelegt. Die Infrastruktur ist so renovierungsbedürftig wie das Bildungssystem. Wir hinken bei der Digitalisierung hinterher, sehen einem schweren Pflege-Notstand ins Auge, sind personell, technisch und finanziell nicht gut genug für Pandemien oder Naturkatastrophen gerüstet und müssen obendrein zig Milliarden investieren, um uns an die Folgen des Klimawandels anzupassen und zugleich den CO2-Ausstoß zu senken. Und das ist längst nicht alles. Die Parteien, die sich Hoffnungen auf eine Regierungsbeteiligung machen können, wissen all das und haben mehr oder weniger taugliche Rezepte in ihren Programmen stehen, für Abhilfe zu sorgen. Aber in dem Teil des Wahlkampfes, der von den Medien abgebildet wird, spielen Inhalte so gut wie keine Rolle. Trumpf sind nicht Ideen, sondern Emotionen und moralische Werte zwischen Gut und Böse, die zum mittlerweile der wichtigste Maßstab für die Beurteilung insbesondere der Kanzlerkandidaten geworden sind.More Related News