Astrologin in "Reichsbürger"-Prozess: keinen Putsch geplant
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Acht mutmaßliche Mitglieder der Gruppe Reuß stehen in München vor Gericht. Eine Angeklagte sagt dort nun ausführlich aus – nicht nur über ihre astrologischen Tätigkeiten, sondern auch zur Sache.
München (dpa/lby) - Eine harmlose Astrologin und Esoterikerin – oder eine Putschistin und Verschwörerin, die gemeinsam mit Gleichgesinnten den Sturz der Bundesregierung plante? Das ist die Kernfrage, um die es in diesen Tagen im Münchner "Reichsbürger"-Prozess gegen mutmaßliche Mitglieder der Gruppe um Heinrich XIII. Prinz Reuß geht. Im Zentrum: die selbst ernannte Astrologin Hildegard L., die aktuell als einzige der in München Angeklagten aussagen will. Zwei Tage lang hat sie aus ihrem Leben berichtet, nun kommt sie zur Sache.
In einer von ihren Anwälten vor dem Münchner Oberlandesgericht verlesenen Erklärung wehrt sie sich gegen zentrale Anklagevorwürfe: Sie bestreitet insbesondere, eine terroristische Vereinigung mitgegründet zu haben und gezielt Kontakte zur Ausspähung des Deutschen Bundestages vermittelt zu haben. Zudem weist sie zurück, dass die Gruppe einen gewaltsamen Umsturz vorbereitet habe: "Wir hatten keinen Putsch geplant."
L. und sieben weitere mutmaßliche Mitglieder der Gruppe Reuß stehen seit Juni in München vor Gericht. Das ist die Gruppe, die nach einer großangelegten Anti-Terror-Razzia Ende 2022 bekanntgeworden war. In Frankfurt stehen Reuß und die mutmaßlichen Rädelsführer vor Gericht, in Stuttgart mutmaßliche Mitglieder des "militärischen Arms". Die insgesamt 26 Beschuldigten sollen laut Anklage einen gewaltsamen Umsturz der Bundesregierung geplant und dabei bewusst Tote in Kauf genommen haben. L. soll zu den Gründungsmitgliedern gehört und später immer wieder neue Mitglieder rekrutiert haben, etwa die ehemalige AfD-Bundestagsabgeordnete Birgit Malsack-Winkemann, deren "astrologische Beraterin" sie war.