18 Fragen an die Wutbürger
n-tv
Ein Mob in Schlüttsiel hat den Bundeswirtschaftsminister bei der Rückkehr aus dem Urlaub bedrängt, protestierende Bauern zeigen Galgen und bitten Russland um Hilfe. Ich habe Fragen.
2024 beginnt als Jahr der Wut, vorläufigen Höhepunkt bilden Bauernproteste, die Robert Habeck in die Flucht schlagen. Parteiübergreifend herrscht Empörung. Max Frisch und Marcel Proust haben sich die Realität mit einem Fragebogen vorgenommen. Vielleicht klappt das ja auch hier.
Seit Jahren braut sich etwas zusammen in Deutschland: Aus dem Gebrodel in den geschlossenen Töpfen bei Whatsapp, Facebook und Telegram wird schaumige, übertretende Gewalt. Viel wurde über die aktuellen Ursachen debattiert: Die CDU unter Friedrich Merz sei schuld, weil sie rechtsextreme Erzählungen vertiefe. Die Ampel sei schuld, weil sie Politik gegen das eigene Volk betreibe. Die globalen Multikrisen seien schuld, weil sie die Menschen überforderten. Nur die Menschen selbst tragen offenbar keinerlei Verantwortung für ihr Handeln.
Es wird ein Wandel der Wut erkennbar. Die "Werteunion" kündigt unter dem leicht irritierbaren früheren Geheimdienstchef Hans-Georg Maaßen an, eine Partei zu gründen. Bündnisgrenzen soll sie keine kennen, von AfD bis Wagenknecht gehe da alles, sagt Maaßen. Es geht nicht mehr um Links oder Rechts, es geht um Ablehnung: Wut schweißt offenbar zusammen. Bei Beobachtern schleichen sich Zweifel in die Köpfe ein, mit jeder Eskalation, jedem Abbröseln im etablierten Parteiensystem: Ist unsere Demokratie womöglich kaputt?