Österreich will kalte Progression abschaffen
n-tv
Durch die kalte Progression geht Beschäftigen ein Teil von Lohn- und Gehaltserhöhungen verloren. Diesen Effekt will Österreich künftig durch neue Steuergrenzen abschaffen. Es ist ein Schritt, um die Folgen der Inflation zu mildern.
Österreichs konservativ-grüne Bundesregierung will bei der seit Jahrzehnten diskutierten Abschaffung der Kalten Progression Nägel mit Köpfen machen. Die Koalitionspartner ÖVP und Grüne hätten sich auf die letzten Details geeinigt, gab das Kanzleramt in Wien bekannt. Das Vorhaben soll am morgigen Mittwoch im Ministerrat beschlossen werden, anschließend muss noch das Parlament zustimmen. Gelten soll das Gesetz ab Anfang 2023.
"Damit stellen wir sicher, dass eine Gehaltserhöhung all jenen, die tagtäglich hart arbeiten, auch tatsächlich zum Leben bleibt und nicht durch das Aufrücken in eine höhere Steuerklasse aufgefressen wird", sagte Kanzler Karl Nehammer (ÖVP). Entlastet werde dadurch vor allem der Mittelstand, "denn dieser leistet einen enormen Beitrag zum Wohlstand in Österreich".
Die als schleichende Steuererhöhung bezeichnete Kalte Progression beschreibt einen Effekt, bei dem Beschäftigte wegen der Inflationswirkung in eine höhere Steuerklasse rutschen, obwohl sie real gesehen nicht über mehr Einkommen verfügen. Konkret sollen künftig die Tarifstufen der Einkommenssteuer-Grenzbeträge automatisch um zwei Drittel der Inflationsrate erhöht werden. Ausgenommen davon sei der Spitzensteuersatz von 55 Prozent.