
Zu wenige Dolmetscher für Gebärdensprache in Thüringen
n-tv
Menschen mit einer Hörbehinderung sind im Alltag auf Kommunikationshilfen angewiesen. Gebärdensprachdolmetscher spielen dabei eine wichtige Rolle.
Erfurt (dpa/th) - Hörbehinderte in Thüringen finden nach Einschätzung von Betroffenenvertretern nur schwer Gebärdensprachdolmetscher, die ihnen etwa bei Behördengängen oder Arztbesuchen zur Seite stehen. Aktuell stünden im Freistaat lediglich 32 dieser Fachleute zur Verfügung, teilte Manuel Löffelholz, Vorsitzender des Vereins Biling, auf Anfrage mit. Dies reiche bei Weitem nicht aus. Der Kreis der Betroffenen, die diese Kommunikationshilfe benötigen, umfasst nach seinen Angaben rund 10.200 Menschen, darunter 1.500 taube Menschen.
Neben Hörbehinderten sind auch Menschen mit Sprech- und Sprachstörungen auf Kommunikationshilfen angewiesen. Gebärdensprachdolmetscher übersetzen simultan die deutsche Lautsprache in Gebärdensprache und umgekehrt. Der dem Landesbehindertenbeirat angehörende Verein setzt sich für den Ausbau dieser Bildungs- und Informationsangebote ein.
Nach seiner Einschätzung hängt der Mangel mit fehlenden Anreizen für diese Dolmetscherausbildung zusammen. So gebe es in Thüringen keinen Studiengang Gebärdensprache. Die neue Landesregierung sei gefordert, ihn einzurichten, so Löffelholz. Hörende Kinder und Jugendliche hätten zudem während ihrer Schulzeit keine Berührung mit Gebärdensprache. Ihnen fehle somit das Vorbild für eine Ausbildung in diesem Fach. Die deutsche Gebärdensprache ist als eigenständige Sprache anerkannt. Der Verein plädiert für ein Schulfach Gebärdensprache an allgemeinbildenden Schulen.