Wie Italien ohne Atomkraft auskommt
n-tv
Nach der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl hat sich Italien von der Kernkraft verabschiedet, Erneuerbare Energien sind auf dem Vormarsch. Einen Haken gibt es zwar, Aufbruch jedoch auch.
Eigentlich wollte sich die italienische Regierung - anders als die in Wien, Paris oder Berlin - aus der europäischen Diskussion um Kernenergie heraushalten. Dann wäre das Thema wahrscheinlich schnell aus den Medien verschwunden. So lief es schon vor ein paar Monaten, als sich Roberto Cingolani, Minister für Digitalisierung und ökologische Wende, indirekt für eine Rückkehr zur Atomkraft ausgesprochen hatte.
Doch der Chef der rechtsnationalen Lega-Partei hat das Thema für sich entdeckt. Kein Tag vergeht, ohne dass Matteo Salvini vor Kameras oder auf Facebook sein nukleares Credo verkündet. Er fordert, dass Italien wieder in die Kernenergie einsteigt.
Angefacht wurde die Debatte in der Silvesternacht von der EU-Kommission, als diese ein Dokument veröffentlichte, das vorschlug, Atomkraft und Erdgas in die "Taxonomie" aufzunehmen, das europäische Klassifikationsschema der nachhaltigen Energiequellen. Endgültig entschieden wird am kommenden Dienstag. Um den Vorschlag aufzuhalten, müsste ein Nein aus 20 der 27 Mitgliedsstaaten mit mindestens 65 Prozent der EU-Bevölkerung kommen - ein unwahrscheinliches Szenario.