"Sie fangen Menschen und schicken sie in den Krieg"
n-tv
Nach bald drei Jahren Krieg gehen der Ukraine immer mehr die Rekruten aus, um Verluste an der Front auszugleichen. Tausende Männer fliehen vor der Zwangsrekrutierung, weil sie weder töten noch sterben wollen. Zwei Ukrainer sprechen mit ntv.de über ihre Flucht aus dem "Gefängnis Ukraine".
Männer haben in der Ukraine nicht das Recht auf Kriegsdienstverweigerung. Es wurde ihnen mit Beginn des russischen Angriffskriegs genommen. Kiew zwingt Männer in den Krieg, freiwillig schließt sich kaum noch jemand der Armee an. An öffentlichen Orten wie Nachtclubs oder bei Konzerten werden noch nicht verpflichtete Männer systematisch festgenommen, nicht selten unter Anwendung von Gewalt. Es gibt Berichte über Ukrainer, die nach ihrer Inhaftierung direkt in militärische Ausbildungslager gebracht worden seien. Aus Angst davor, eingezogen zu werden, verharren viele Ukrainer in ihren Wohnungen und Häusern, setzen kaum einen Fuß vor die Tür. In größeren Städten informieren sich Ukrainer über Chat-Gruppen, ob und wo die Mitarbeiter des Rekrutierungsbüros gerade unterwegs sind.
"Sie fangen Menschen und schicken sie in den Krieg. Das ist Sklaverei", sagt Sergey Jgorolskiy. Er ist einer von mehr als 250.000 ukrainischen Männern im wehrfähigen Alter, die sich nach Angaben des Bundesinnenministeriums derzeit in Deutschland aufhalten. Jgorolskiy feiert in diesen Tagen seinen 32. Geburtstag in Berlin. Als ntv.de mit ihm telefoniert, kommt er gerade von der Arbeit. Er macht eine Ausbildung als Mechatroniker. Im Sommer 2023 hat er sein Leben in der Ukraine als Student und Schauspieler hinter sich gelassen. Allein hat er sich auf den illegalen Weg nach Deutschland zu seiner Mutter gemacht. Denn die Grenzen sind für Männer zwischen 18 und 60 Jahren geschlossen und werden vom Grenzschutz kontrolliert.