Selenskyj widerspricht seinem Armeechef
n-tv
In einem Interview spricht der ukrainische Oberbefehlshaber Saluschnyj von einer Pattsituation an der Front. Dieser Darstellung widerspricht nun Präsident Selenskyj. Obendrein gibt es Kritik am Verhalten des Generals aus Selenskyjs Lager.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat Befürchtungen von Armeeoberbefehlshaber Walerij Saluschnyj zu einem möglichen festgefahrenen Krieg mit Russland zurückgewiesen. "Heute sind die Leute müde, alle werden müde, und es gibt verschiedene Meinungen. Das ist klar, doch gibt es keine Pattsituation", sagte Selenskyj in Kiew bei einem Treffen mit EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen.
General Saluschnyj hatte in einem Beitrag für die britische Zeitschrift "The Economist" erklärt, dass die Ukraine in einem Stellungskrieg gefangen sei. Wegen der russischen Luftüberlegenheit seien die Ukrainer zurückhaltender beim Einsatz ihrer Soldaten, sagte Selenskyj. Die im kommenden Jahr erwarteten F-16-Kampfjets und eine stärkere Flugabwehr würden die Situation zu ukrainischen Gunsten ändern, meinte der Präsident.
Der Vizechef von Selenskyjs Präsidentenbüro, Ihor Schowkwa, kritisierte indes die offene Kommentierung des Frontgeschehens durch Saluschnyj. "Ich würde anstelle der Militärs weniger für die Presse, die Öffentlichkeit kommentieren, was an der Front geschieht, geschehen kann, und welche Varianten es gibt", sagte er im ukrainischen Nachrichtenfernsehen. Dies helfe nur dem Kriegsgegner Russland. Nach dem Erscheinen des Beitrags und eines Interviews mit Saluschnyj sei er zudem vom Kanzleichef eines westlichen Staates gefragt worden, ob die Ukraine militärisch tatsächlich in einer "Sackgasse" stecke.