Münchner S-Bahn-Bau steuert auf Debakel zu
n-tv
Schlechte Nachrichten für München: Der Bau der zweiten S-Bahn-Stammstrecke verzögert sich wohl bis ins Jahr 2037 und könnte doppelt so teuer werden. In Bayern fühlt man sich bereits an den BER erinnert. Doch Verkehrsminister Wissing streicht das Thema kurzfristig aus seinem Terminkalender.
Es ist eines der größten Infrastrukturprojekte Deutschlands - und soll nun noch viel teurer werden: Die zweite S-Bahn-Stammstrecke durch die Münchner Innenstadt kommt nach Einschätzung des Bayerischen Verkehrsministeriums zudem Jahre später als geplant. Die Projektbegleitung im Ministerium erwarte inzwischen Kosten bis 7,2 Milliarden Euro, sagte Minister Christian Bernreiter von der CSU. Die Inbetriebnahme könnte sich bis 2037 hinziehen.
Die zweite Stammstrecke soll ein Nadelöhr im Münchner Nahverkehr entschärfen, weil eine Störung auf der bisherigen Strecke - der meistbefahrenen Bahnstrecke Europas - stets Folgen für das komplette S-Bahnnetz hat. Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter zeigte sich "extrem enttäuscht". Er hoffe, dass Bund, Freistaat und Deutsche Bahn alles daransetzten, dass das Projekt "kein zweiter Berliner Flughafen (BER) wird".
"Wir erwarten, dass die Deutsche Bahn sowohl ihre Kostenschätzung als auch ihren Zeitplan offenlegt", sagte CSU-Politiker Bernreiter mit Blick auf den seit Längerem schweigsamen Maßnahmenträger. Zuletzt hatte als Startzeitpunkt 2028 im Raum gestanden. Die Planung dafür läuft seit Jahren: Schon im Oktober 2016 hatten der Bund und der Freistaat die gemeinsame Finanzierung vereinbart, wonach der Bund 60 Prozent der förderfähigen Baukosten übernimmt. Zugrunde lagen die damals von der Deutschen Bahn errechneten Gesamtkosten von 3,85 Milliarden Euro.