Lambrecht geht, "aber niemals so ganz"
n-tv
Mit einem überraschenden Musikwunsch beim Großen Zapfenstreich machte bereits Kanzlerin Merkel von sich reden. Auch Ex-Verteidigungsministerin Lambrecht wählt ihre Musik offenbar mit Bedacht. "Niemals geht man so ganz" wird bei ihrer Verabschiedung intoniert.
War es Nostalgie, eine politische Spitze oder gar eine Ankündigung? Mit dem rheinischen Gefühlsschlager "Niemals geht man so ganz" hat sich die SPD-Politikerin Christine Lambrecht in Berlin aus dem schon im Januar niedergelegten Amt als Verteidigungsministerin verabschieden lassen.
Mit Fackeln marschierte das Wachbataillon des Verteidigungsministeriums und ein Stabsmusikkorps nach Sonnenuntergang auf dem Innenhof des Wehrressorts in Berlin zum Großen Zapfenstreich auf. Der Große Zapfenstreich ist das höchste militärische Zeremoniell der deutschen Streitkräfte und folgt einer festgelegten Abfolge aus musikalischen Elementen und militärischer Zeremonie. Mit einem leichten Lächeln im Gesicht folgte Lambrecht dieser höchsten Ehrerbietung. Ernst schaute ihr Nachfolger im Amt und Gastgeber Boris Pistorius. Als militäraffiner SPD-Politiker ist er in Kriegszeiten gleich auf den ersten Platz in den Umfragewerten zur Beliebtheit des Bundeskabinetts vorgestürmt.
Lambrechts 407 Tage als Verteidigungsministerin waren dagegen von öffentlicher Kritik und Kompetenzzweifeln überschattet. Der Helikopter-Flug mit dem Sohn, Pumps in Afrika, 5000 Schutzhelme für die Ukraine und ein als sehr verunglückt empfundenes Neujahrsvideo sind die Stichworte zu ihren politischen Pannen. Dabei hätte Lambrecht - ausgestattet mit einem 100-Milliarden-Sondertopf für die Modernisierung der Bundeswehr - durchaus militärpolitische Geschichte schreiben können.