In Israel blickt man mit großer Sorge auf den Hass
n-tv
Hass auf Juden ist so alt wie das Christentum selbst. Doch seit dem Hamas-Angriff vom 7. Oktober erlebt die Welt einen seit 1945 noch nie dagewesenen Antisemitismus. Israelis wundern und sorgen sich.
Nach seiner Staatsgründung 1948 konnte sich Israel an einer Unterstützung in der westlichen Welt erfreuen. Vor allem in linksliberalen Kreisen stieg das Land zu einem antikolonialen Pionierstaat auf und wurde - nicht zuletzt aufgrund der Kibbuz-Bewegung - zu einem sozialistischen Vorzeigestaat stilisiert. Mit Israel verbanden sich linke Visionen und Hoffnungen auf gemeinschaftlich organisierte Alternativmodellen.
"Noch vor dem Sechs-Tage-Krieg im Juni 1967 kam es zu weltweiten pro-israelischen Solidaritätsbekundungen", erinnert sich der 78-jährige Noam Stern aus dem Kibbuz Nahal Oz unweit des Gazastreifens, einer der Überlebenden der Hamas-Massaker vom 7. Oktober. "In Europa gab es damals viele Nichtjuden, die bereit waren, Israel physisch zu verteidigen." Nach dem Krieg hatte sich die Stimmung gedreht: "Als sich der jüdische Staat militärisch gegen einen zahlenmäßig überlegenen arabischen Gegner durchsetzte, schwenkte die zuvor noch internationale Unterstützung schnell in Hass um."
Während des Pogroms, als palästinensische Terroristen mehr als 1200 Israelis regelrecht abschlachteten und mehr als 200 Menschen nach Gaza entführten, musste der gebürtige Franzose schwerverletzt mitansehen, wie seine Enkelin enthauptet wurde. "Ich glaube nicht, dass es seit dem Zweiten Weltkrieg eine besorgniserregendere Zeit für das jüdische Volk gegeben hat", sagt Stern, auch mit Blick auf die Situation in Europa - kurz vor dem Überfall auf Israel hatte er Paris besucht. "Wir dachten, dass nach diesem Anschlag die aufgeklärte Welt etwas Empathie aufweist. Stattdessen haben ihre elitären linken Kreise, vom Universitätscampus bis hin zu Mainstream-Medien, auf die Barbarei der Terrorgruppe reagiert, indem sie ihre Verurteilungen gegenüber Israel verstärkt haben."