Erdogan: "Netanjahu ist für uns kein Gesprächspartner mehr"
n-tv
Die Türkei verschärft erneut die Tonlage gegenüber Israel. Staatschef Erdogan schließt inzwischen Gespräche mit Premier Netanjahu aus. Die diplomatischen Beziehungen will er indes nicht abbrechen und berichtet von anderen Kanälen nach Tel Aviv. Ein Experte sieht darin auch ein Zeichen für Erdogans Frust.
Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hat im Zuge des Gaza-Kriegs nach eigenen Worten den Kontakt zu Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu abgebrochen. "Netanjahu ist für uns keine Art von Gesprächspartner mehr", sagte er laut einer Mitteilung seines Pressebüros auf dem Rückflug von der kasachischen Hauptstadt Astana. "Wir haben ihn gelöscht, wir haben ihn durchgestrichen." Ankara beabsichtige allerdings nicht, die diplomatischen Beziehungen zu Israel abzubrechen. "Die Verbindungen komplett zu kappen, ist nicht möglich, besonders in der internationalen Diplomatie", betonte er.
Netanjahu habe "die Unterstützung seiner Bürger" verloren und wolle nun Unterstützung für die "Massaker" gewinnen, indem er "religiöse Terminologie" verwende, sagte Erdogan weiter. Die Türkei nutze alle diplomatischen Optionen, um "das Blutvergießen zu stoppen", sagte Erdogan. Dazu zählte er Gespräche mit israelischen Geheimdienstvertretern, dem Außenministerium sowie mit der Hamas und den palästinensischen Behörden. Demnach ist der Chef des türkischen Geheimdienstes MIT, Ibrahim Kalın, damit beauftragt, auf ein Ende der Kämpfe zwischen Israel und der radikalislamischen Palästinenserorganisation Hamas hinzuwirken. Kalin spreche sowohl mit der israelischen Seite als auch mit den Palästinensern und der Hamas.
Vor Beginn des Gaza-Krieges am 7. Oktober hatten sich Erdogan und Netanjahu am Rande der UN-Vollversammlung im September persönlich getroffen und vereinbart, einander zu besuchen. Im Zuge eines Normalisierungsprozesses war der israelische Regierungschef ursprünglich für Anfang November zu einem Türkeibesuch erwartet worden.