
Der unmenschliche Druck auf den Zeugen P.
n-tv
Unter der Woche geht der Prozess gegen fünf Polizisten am Dortmunder Landgericht weiter. Sie müssen sich für den Tod eines 16-jährigen Senegalesen verantworten. Am dritten Verhandlungstag werden die ersten Zeugen befragt. Der Tag ist kurz, ein Zeuge bricht unter dem Druck der Befragung zusammen.
Was der gewalttätige Tod eines Menschen durch die Kugeln einer Maschinenpistole mit denen macht, die es beobachten, war in dieser Woche bei dem Prozess gegen fünf Polizisten am Dortmunder Landgericht zu sehen. Die Stimme von Moritz P. stockt am Mittwoch im Saal 130 des Dortmunder Landgerichts. Die Erinnerungen überwältigen ihn.
Der 30-jährige Sozialarbeiter durchlebt noch einmal das, was er am 8. August 2022 mitansehen musste. Als Staatsanwalt Carsten Dombert ihn endlich fragt, was denn überhaupt mit ihm los sei, bricht er kurz zusammen. Er müsse "eines der schlimmsten Erlebnisse meines Lebens" noch einmal durchleben. Er sei jetzt wieder "voll drin". Der Druck für ihn bei seiner Aussage sei enorm. Die Befragung des Zeugens wird an diesem dritten Befragungstag abgebrochen, sie soll im Februar weitergeführt werden. Dann soll er einen Zeugenbeistand erhalten. Zu mitgenommen ist er nach dieser Befragung.
"Das ist meistens ein Strafverteidiger, der eine gewisse Schutzfunktion übernehmen kann. Er kennt die Abläufe im Gericht, er kann das Verfahren in einigen Momenten beruhigen. Für einen Zeugen ist eine Befragung eine außergewöhnliche Situation", erklärt die Strafverteidigerin Manon Heindorf, die allerdings nicht in den Prozess involviert ist, zum Hintergrund des Vorgangs mit einem Beistand im Gespräch mit ntv.de. "Er weiß zum Beispiel nicht, wann eine Befragung aus dem Ruder läuft und wenn der Zeuge sich möglicherweise selbst belastet."