Das rote Comeback folgt einem Plan
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Im neuen RTL/ntv-Trendbarometer deutet alles auf Olaf Scholz als nächsten Bundeskanzler. Dass die SPD kurz vor der Wahl so viel Aufwind erfährt, schreiben viele der Schwäche von Union und Grünen zu. Das ist aber nur der offensichtliche Teil der Wahrheit.
Manchmal müssen Menschen tief fallen, bevor sie sich zu einem Neuanfang aufraffen können. Für Parteien scheint das auch zu gelten: Nach der 2009 aus dem Bundestag geflogenen FDP hat auch die ehrwürdige deutsche Sozialdemokratie ein Tal der Tränen durchschritten, um in diesem Herbst fulminant zurückzukehren. Die SPD kämpft wieder um das Kanzleramt. Wie ihr das gelungen ist? Das rote Comeback gilt in der öffentlichen Wahrnehmung noch immer mehr als Produkt des Zufalls denn als Ergebnis von klugem Handeln und politischer Weitsicht. Doch so sehr die Konkurrenz der SPD in die Hände gespielt haben mag mit den chaotischen Verhältnissen in der Union nach Angela Merkel und der (zu) unerfahrenen Grünen-Kandidatin Annalena Baerbock, so sehr gilt auch: Die einzige Partei, die im Sommer 2021 organisatorisch, personell und programmatisch darauf vorbereitet war, im Herbst Merkels Nachfolge anzutreten, ist die SPD.
Elf Prozent: Das ist der Tiefpunkt eines beispiellosen Bedeutungsverlusts, an dem die Partei 14 Jahre nach dem Ende der Regierung Schröder angelangt war. Dieser bislang niedrigste Wert, den Forsa im Juni 2019 und noch einmal im Dezember 2019 für ntv ermittelt hatte, resultierte aus dem Chaos rund um den schmählichen Rücktritt der Partei- und Fraktionsvorsitzenden Andrea Nahles.