
Angeklagte Polizisten schweigen in Dortmund
n-tv
Im Prozess um die tödlichen Polizeischüsse auf einen 16-jährigen Flüchtling in Dortmund verweigern die Angeklagten zunächst die Aussage. Für Irritationen bei den Anwälten der Nebenklage sorgt Richter Thomas Kelm mit unklaren Aussagen.
Der zweite Sitzungstag im Fall des durch Polizeischüsse getöteten Mouhamed Dramé am Landgericht Dortmund endet schnell - und mit verärgerten Anwälten der Nebenklage. Auf dem Sitzungsplan stehen mögliche Aussagen der fünf angeklagten Polizisten. Sie müssen sich für den Tod des 16 Jahre jungen Senegalesen verantworten, der am 8. August 2022 in einer sozialen Einrichtung in der Dortmunder Nordstadt verstarb. Doch sie schweigen, in Abstimmung mit ihren Anwälten. Erst zu einem späteren Zeitpunkt des Verfahrens möchten sie sich äußern, heißt es.
Der Fall Dramé hatte zum Prozessauftakt am 19. Dezember für bundesweite Aufmerksamkeit gesorgt. Weil es um so viel mehr geht, als um den verstorbenen unbegleiteten Minderjährigen. Es geht um die Verhältnismäßigkeit des Einsatzes, es geht um die finanzielle Unterversorgung der Systeme und um möglichen Rassismus, womöglich sogar strukturellen Rassismus, bei der Polizei. So sehen es Mitglieder eines Bündnisses, das sich wie bereits beim Prozessauftakt vor dem Gericht positioniert hat.
Es ist, so erklärt Professor Dr. Thomas Feltes, der Teil der Nebenklage ist, der erste Prozess seit dem Zweiten Weltkrieg, in dem fünf Polizistinnen und Polizisten wegen eines Tötungsdeliktes vor Gericht stehen. Und so ebbt das Interesse an dem Fall kaum ab, wieder ist der Saal voll besetzt. Allerdings ist das massive Polizeiaufgebot, das zum Auftakt um das Gebäude in der Kaiserstraße positioniert worden war, deutlich heruntergefahren worden. Weil sich die Kontrollen der Besucher hinziehen, beginnt auch der zweite Verhandlungstag mit Verspätung.