Was Alltagsgegenstände über die Diktatur erzählen
n-tv
Registrierkasse Secura, Lebensmittelzerkleinerer Multiboy, Karo-Zigaretten - die DDR hat einige Produkte hinterlassen. Vieles davon lässt sich im DDR-Museum in Berlin besichtigen und jetzt auch in einem Buch. In jedem Gegenstand scheint ein politisches und Wirtschaftssystem durch, das immer mehr in Vergessenheit gerät.
Als die DDR unterging, wollten die meisten ihrer Noch-Bürgerinnen und -Bürger möglichst schnell alles aus dem Westen haben. Die "schönen" Sachen, von denen sie immer geträumt hatten und die sie nur aus dem Werbefernsehen kannten oder aus dem Intershop. Der Überdruss, der der Enge eines Landes entsprang, äußerte sich im Juli 1990 in einem "scharfen Bruch in der Konsumwelt". So beschreibt es der Historiker Stefan Wolle im Gespräch mit ntv.de.
Mehr als 30 Jahre später sind viele der Gegenstände, die damals aussortiert wurden, auf dem Müll gelandet oder im DDR-Museum in Berlin-Mitte, das es seit 2006 gibt und das immer wieder auch Bücher herausbringt. Die jüngste Neuerscheinung widmet sich dem "DDR-Alltag in 200 Objekten". In dem Buch steht die Registrierkasse Secura neben dem elektrischen Lebensmittelzerkleinerer VEM Multiboy LZ 251, der Zigarettenmarke Karo, der Schallplatte "Weihnachten in Familie" mit Aurora Lacasa und Frank Schöbel oder dem Trainingsanzug der Olympiamannschaft der DDR.
Zu jedem Objekt gibt es einen erklärenden Text. Wolle, der wissenschaftliche Leiter des DDR-Museums, hat sie gemeinsam mit Quirin Graf Adelmann geschrieben und dazu auch in Archiven recherchiert. So erfährt man unter anderem, dass der Putzmittel-Klassiker "Ata" schon seit 1920 auf dem Markt ist und seit 1923 im sachsen-anhaltinischen Genthin produziert wurde. Aus der 1934 gebauten "Ata"-Fabrik wurde schließlich 1957 der VEB Waschmittelwerk Genthin. Der Rohstoff, aus dem der legendäre Scheuersand entstand, stammte demnach aus der Quarzsandgrube Kläden. Und nach der Übernahme durch Henkel war 1990 auch Schluss mit der "Ata"-Produktion. In der DDR stand "Ata" in einem blauen Karton im Kaufhallenregal, 250 Gramm kosteten 1980 und bis zum Untergang des Landes 0,13 Mark der DDR.
Es gibt viele gute Nachrichten - doch sie gehen oft unter und manche Zeiten wie etwa die vergangenen Monate fühlen sich besonders negativ an. Kriege und Krisen scheinen sich zu häufen. Allerdings: Menschen nehmen negative Informationen auch deutlich stärker wahr als positive. Dieser Effekt hat durchaus einen Nutzen.