
"Vielleicht mit drastischeren Maßnahmen vorgehen"
n-tv
Der Schutz durch die Corona-Impfungen ist sehr gut, lässt aber im Laufe der Zeit nach. Die Politik habe bereits wertvolle Zeit vergeudet, die besonders vulnerablen Gruppen erneut zu schützen, sagt der Virologe und Epidemiologe Klaus Stöhr bei ntv. Dazu gehört aber auch, über das Pflegepersonal zu sprechen - und vielleicht eine zeitlich begrenzte Impfpflicht zu erlassen.
ntv: 2G oder 3G? Diese Frage ist politisch ein heißes Thema. Aus virologischer Sicht auch?
Klaus Stöhr: Wir sehen jetzt, dass die Inzidenzen generell über 170 liegen. Man muss da ein bisschen differenzieren. Im vergangenen Jahr war bei den über 70-Jährigen die Inzidenz jetzt schon bei 170, 200, 300 gewesen. Das ist überhaupt noch nicht der Fall, die liegt jetzt im Durchschnitt bei 80. Allerdings sind die Kinder und Jugendlichen viel mehr betroffen. Es ist ein Nachholeffekt, der hier eintritt: Die Kinder waren über den Sommer immer wieder separiert, da konnte die natürliche Immunität noch nicht greifen. Aber jetzt müssen tatsächlich Maßnahmen überdacht werden. Es ist fraglos, dass die Immunität durch Impfstoffe sehr gut ist und sehr schnell einsetzt. Aber die hält eben nicht so lange an, das sehen wir jetzt. Und das heißt, diejenigen, die besonders vulnerabel sind, also die über 60- und 70-Jährigen, die werden zuerst betroffen durch diese Re-Infektion. Und die werden dann auch sicherlich auf den Intensivstationen landen. Und das kann man mit dieser Booster-Impfung sehr gut verhindern, das ist völlig fraglos.