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Union Berlin wird vom Tabellenletzten aufgefressen
n-tv
Woche für Woche überrascht Union Berlin die Fußball-Bundesliga. Das Märchen der Eisernen will einfach nicht enden. Bis zu diesem Sonntagnachmittag. Ausgerechnet beim Schlusslicht stolpert der Tabellenführer. Ein knallhartes Foul des Bochumers Ivan Ordets sorgt für mächtig Ärger.
Sie rannten und rannten und rannten. Und niemand von ihnen rannte mehr als Christopher Antwi-Adjei. Und als er das in der 71. Minute zum Gott weiß wievielten Male machte, da sah die Fußball-Bundesliga den perfektesten Konter der Saison. In elf Sekunden kombinierten sich Antwi-Adjei und sein VfL Bochum vom eigenen Strafraum zum 2:0. Über fünf Stationen ging es, ehe der eingewechselte Gerrit Holtmann den Ball im höchsten Tempo und leicht verdreht über die Linie drückte. Antwi-Adjei hatte ihn perfekt freigespielt. Das Ruhrstadion bebte und die Liga war wieder spannend. Der Tabellenletzte (vor diesem Spieltag, danach dann 17.) war hier auf dem besten Wege, den Tabellenführer zu entzaubern.
Der Tabellenführer, das vergisst man ja immer noch leicht, ist Union Berlin. Diese Mannschaft aus Köpenick, die in dieser Saison Kompaktheit, Gier und gnadenlose Effektivität auf eine ganz eigene Weise perfektioniert hatte. Diese Mannschaft, an der der FC Bayern verzweifelte (1:1) und gegen die der BVB völlig chancenlos war (0:2). An diesem Sonntagnachmittag aber wurde Union Berlin mit den eigenen Waffen geschlagen. 2:1 stand es schließlich nach einem gnadenlos intensiven Spiel "anne Castroper". Der Anschlusstreffer des Ex-Bochumers Milos Pantovic, der aus Berliner Sicht die tragische Figur war, kam viel zu spät (93.). Zuvor hatte Philipp Hofmann den VfL direkt vor der Pause (44.) verdient in Führung gebracht. Denn es war tatsächlich so: Bochum war das bessere Team.
Fußball ist manchmal seltsam. Nicht zu erklären. Die Dinge laufen, wie sie laufen. Und an diesem Nachmittag liefen sie eben für die Gastgeber, die früh Glück mit der Milde von Schiedsrichter Deniz Aytekin hatten. Denn nach einem rustikalen Zweikampf hätte sich Ivan Ordets nicht beklagen dürfen, wenn er nach 17 Minuten mit Rot vom Platz geflogen wäre. Ja, der Ukrainer traf im Duell im Janik Haberer auch den Ball aber noch viel mehr erwischte er das linke Sprunggelenk des Unioners, der kurz danach runter musste. Trainer Urs Fischer gab nach dem Spiel leichte Entwarnung. Das änderte aber nichts daran, dass er angesichts der Entscheidung von Aytekin noch immer fassungslos war. "Da lag Herr Aytekin für mich heute eindeutig falsch. Das ist für mich eine klare Rote Karte. Mit der Geschwindigkeit, offene Sohle - da hat Bochum Glück gehabt."