Terror von Hanau: Hinterbliebene der Opfer beklagen Rassismus und Demütigung
Frankfurter Rundschau
Im Untersuchungsausschuss zum rassistischen Terroranschlag von Hanau sagen Angehörige der Opfer aus. Sie machen den Behörden und Innenminister Beuth schwere Vorwürfe.
Hanau – Im hessischen Untersuchungsausschuss zum Terror von Hanau haben in den vergangenen Wochen Angehörige der Opfer ausgesagt. Sie erheben schwerwiegende Vorwürfe gegen die Behörden und Innenminister Beuth.
Emis Gürbüz hatte eine Tüte mitgebracht in den Plenarsaal des hessischen Landtags. Sie hielt den Inhalt hoch, verzweifelt, anklagend – eine Jeans, ein Paar Schuhe, die letzten Einkäufe ihres Sohnes Sedat. Er, der Besitzer der Hanauer Bar „Midnight“, wurde nur 29 Jahre alt. Dann erschoss ihn ein rassistischer Deutscher in der Terrornacht von Hanau, am Abend des 19. Februar 2020.
Andere Angehörige von Ermordeten hatten umfangreiche Akten dabei, kopiert für alle Fraktionen im Untersuchungsausschuss und für den Ausschussvorsitzenden Marius Weiß (SPD). Der Inhalt: Belege dafür, was alles schiefgelaufen ist bei der Polizei und anderen Behörden.
Diese Szenen spielten sich in den vergangenen Wochen im Hanau-Untersuchungsausschuss des hessischen Landtags ab. Nie zuvor hat ein Ausschuss die Betroffenen so in den Mittelpunkt gerückt wie diesmal. In den vier ersten öffentlichen Sitzungen seit Anfang Dezember schilderten Opfer-Angehörige und Überlebende das Bangen in jener Nacht, den Schock durch die entsetzlichen Nachrichten und ihre Erfahrungen mit Behörden und Politik.
Dabei vermittelten sie vor allem ein Gefühl für den nicht wieder gutzumachenden Verlust und für die Trauer. Für die Belastungen, die auch zwei Jahre nach der Tat kaum auszuhalten sind. Gerade deswegen war der Beitrag der Betroffenen so bedeutsam, die auch künftig die Sitzungen verfolgen und mit ihren Unterstützer:innen bei Mahnwachen vor dem Landtag Flagge zeigen werden. Ihr wichtigstes Anliegen ist, an die Opfer zu erinnern: Ferhat Unvar, Gökhan Gültekin, Hamza Kurtovic, Said Nesar Hashemi, Mercedes Kierpacz, Kaloyan Velkov, Vili Viorel Paun, Fatih Saraçoglu. Und Sedat Gürbüz.