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Powerseller auf Abwegen
n-tv
Wenig Arbeit für extrem viel Rendite, dazu quasi gar kein Risiko: Klingt zu schön, um wahr zu sein? Ist es in der Regel natürlich auch. Aber was, wenn diesmal alles anders ist?
Wenn Christopher Komann einen Raum betritt, dann tut er das nicht leise und unauffällig. Stattdessen bringt der in feinste Anzüge gewandete "Concreta"-Chef eine ganz spezielle Energie mit in den Raum. Die kann man entweder als arrogant und aggressiv empfinden oder aber selbstbewusst und mitreißend finden, so wie Komanns Mitarbeiter. Pep-Talk bei "Concreta" geht auf jeden Fall so: "Ihr werdet nach Hause gehen und eure Frauen werden euch bespringen, weil ihr meine krassen Maschinen seid, die jetzt da rausgehen und richtig was ernten, richtig was reinholen! Holt euch eure Provisionen!"
Der Firmenchef aus dem neuen Kölner "Tatort" hält nicht umsonst eine dieser - meistens brüllend vorgetragenen - Ansprachen, die man von selbsternannten Businesscoaches und Powersellern aus dem Internet kennt. Die suchen vor allem über die sozialen Medien nach gieriger Kundschaft, der sie windige Anleihen und ähnliche Schrottpapiere mit dem Versprechen von gigantischen Renditen verkaufen können. Obwohl das Netz voll von ihnen ist, dürfte keiner so überzeugend sein wie dieser Komann, fantastisch gespielt von Robin Sondermann.
"Ein Pyramidensystem funktioniert am besten, wenn ein ideologischer Überbau den Blick auf die Realität vernebelt", sagt Jan Martin Scharf, der zusammen mit Arne Nolting das Drehbuch zu "Pyramide" geschrieben hat. "Und kaum etwas zieht da besser als der Appell an vermeintlich männliche Werte wie Erfolg, Stärke und Durchsetzungskraft inklusive aller Statussymbole. Aber (…) wenn man hinter die Oberfläche schaut, dann sieht man: Der eigentliche Antrieb für ein solches System ist immer die Gier - und die kann Männer wie Frauen packen."