Leben im Land, das niemand anerkennt
n-tv
Das moldauische Separatistengebiet Transnistrien hat eine eigene Flagge, ein eigenes Parlament und eine eigene Hymne - doch kein Land erkennt das Gebiet als eigenständigen Staat an. Während viele Menschen sich Unabhängigkeit für ihre Heimat wünschen, flüchten andere vor Arbeitslosigkeit und Korruption.
Wer aus dem Westen der Republik Moldau nach Transnistrien reisen möchte, muss eine Grenze überqueren, die es völkerrechtlich gar nicht gibt. Der Besucher bekommt eine Art "Visum", das international niemand als solches anerkennt. Und zum Bezahlen in Geschäften muss er sein Geld gegen eine Währung eintauschen, die nirgendwo sonst auf der Welt etwas wert ist: transnistrische Rubel. Transnistrien ist eine Region mit knapp einer halben Million Einwohnern in Nachbarschaft zur Ukraine und hat sich vor rund 30 Jahren von der Ex-Sowjetrepublik Moldau abgespalten.
Andrej ist 36 Jahre alt und hat so gut wie sein gesamtes bisheriges Leben in Transnistrien verbracht. Vor einigen Jahren gründete er ein kleines Tourismusunternehmen und führt nun ausländische Reisende durch die Hauptstadt Tiraspol. Andrej bezeichnet sich selbst als "transnistrischen Patrioten". Er hat im transnistrischen Militär gedient - auch das ist international nicht anerkannt. Für seine Heimat hat Andrej vor allem einen Wunsch: Unabhängigkeit. Doch dieses Szenario ist in weiter Ferne. Transnistrien beansprucht zwar eine eigene Flagge, ein eigenes Parlament und eine eigene Hymne für sich - doch kein Land der Welt erkennt das abtrünnige Gebiet als eigenständigen Staat an. Die Region hatte sich Anfang der 1990er-Jahre in einem Bürgerkrieg von der Republik Moldau abgespalten, nachdem diese sich wiederum von der Sowjetunion unabhängig erklärt hatte.