Kohl war gegen Unabhängigkeit der Balten-Staaten
n-tv
1991 wollte der damalige Bundeskanzler Kohl eine Unabhängigkeit der baltischen Staaten verhindern. Den Zusammenbruch der Sowjetunion nannte er eine "Katastrophe". Wie sein Außenminister Genscher lehnte der CDU-Politiker auch eine NATO-Osterweiterung ab. Das zeigen nun freigegebene Akten.
In den Jahren nach der deutschen Wiedervereinigung hat die damalige Bundesregierung laut einem Bericht des "Spiegel" versucht, die Unabhängigkeit der baltischen Staaten sowie später auch die NATO-Osterweiterung zu verhindern. Als Estland, Lettland und Litauen auf ihre Unabhängigkeit von der noch bestehenden Sowjetunion drängten, habe Bundeskanzler Helmut Kohl dagegen bei westlichen Verbündeten Stimmung gemacht, hieß es unter Berufung auf turnusmäßig freigegebene Akten des Auswärtigen Amts aus dem Jahre 1991.
Die Balten seien auf dem "falschen Weg", zitierte der "Spiegel" eine Äußerung Kohls gegenüber dem damaligen französischen Präsidenten François Mitterrand. Sie sollten sich mit ihrer Unabhängigkeit noch mindestens zehn Jahre gedulden. Das Auseinanderbrechen der Sowjetunion 1991 habe Kohl für eine "Katastrophe" gehalten, hieß es. Noch nach deren Ende habe der Bundeskanzler dem russischen Präsidenten Boris Jelzin angeboten, sich bei der Ukraine für deren Bereitschaft zur Bildung einer Konföderation mit Russland einzusetzen.
Gegen die NATO-Osterweiterung sei nach dem Ende des Warschauer Pakts, aber noch vor dem Ende der Sowjetunion auch Bundesaußenminister Hans-Dietrich Genscher gewesen. Diese sei "nicht in unserem Interesse", zitierte der "Spiegel" dazu Aktenvermerke über Genscher. Der damalige FDP-Außenminister habe zwar etwa Polen oder Ungarn grundsätzlich das Recht zugestanden, der NATO anzugehören, jedoch deutlich gemacht, es gehe "jetzt aber darum, dieses Recht nicht auszuüben".