Jair Bolsonaro: Anklage wegen Corona-Politik in Brasilien gefordert
Frankfurter Rundschau
Corona forderte in Brasilien bisher 600.000 Tote. Ein Ausschuss empfiehlt, Präsident Jair Bolsonaro wegen seiner Politik anzuklagen. Es geht um neun Verbrechen.
Brasilia – Brasilien ist eines der Länder mit den meisten Corona-Infektionen weltweit: 22 Millionen Menschen haben sich dort bislang mit dem Virus infiziert – nur in den USA und in Indien sind es mehr. Jetzt hat das größte Land Lateinamerikas die Zahl von 600.000 Corona-Toten überschritten. Präsident Jair Bolsonaro gerät wegen seiner Politik immer mehr in die Kritik. Erst kürzlich wurde ihm vorgeworfen, mit seiner Corona-Politik die dramatischen Folgen der Pandemie verschlimmert zu haben.
Ein parlamentarischer Ausschuss, der die Corona-Politik der brasilianischen Regierung untersucht hat, wirft Bolsonaro jetzt zum Teil schwere Verbrechen vor und empfiehlt, ihn anzuklagen. Es geht um mindestens neun Straftaten: unter anderem um Täuschung der Öffentlichkeit, Anstiftung zu Straftaten bis hin zu Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Einen entsprechenden Abschlussbericht von Senator Renan Calheiros hat der Ausschuss nach sechs Monaten Arbeit am Dienstag (26.10.2021, Ortszeit) verabschiedet.
Neben Brasiliens Staatschef Bolsonaro richten sich die Vorwürfe in dem 1289 Seiten langen Bericht gegen 79 weitere Menschen – unter ihnen drei Söhne des Präsidenten, Politiker, Geschäftsleute und zwei Unternehmen.