Hessen: Linke ziehen mit Doppelspitze in die Landtagswahl
Frankfurter Rundschau
Elisabeth Kula und Jan Schalauske werden die Linkspartei in den hessischen Landtagswahlkampf führen. Eine Delegiertenversammlung wählte außerdem eine ehemalige Grüne auf die Landesliste.
Die hessische Linkspartei zieht wie erwartet mit ihren Fraktionsvorsitzenden Elisabeth Kula und Jan Schalauske an der Spitze in die Landtagswahl am 8. Oktober. Bei einer Delegiertenversammlung in der Stadthalle von Flörsheim wählten 141 Delegierte Kula am Samstag mit 86,4 Prozent der Stimmen auf Listenplatz 1, Schalauske kam mit 85,2 Prozent Zustimmung auf Listenplatz 2. Beide Landtagsabgeordneten wollen den Wahlkampf als Team bestreiten.
In ihrer Bewerbungsrede ging Kula die schwarz-grüne Landesregierung frontal an. In Hessen würden Wälder für neue Autobahnen gerodet, die Kinderarmut nehme zu und viele Menschen arbeiteten zu Niedriglöhnen, sagte die 33-Jährige aus Wiesbaden. „Schwarz-Grün hat zur Spaltung dieses Landes beigetragen“, formulierte Kula. Deshalb brauche es eine starke Linke im Landtag. In Sachen Klimaschutz hätten die hessischen Grünen in der Koalition mit der CDU „ihr Rückgrat im Container für Grünschnitt entsorgt“, die Linke würde deshalb auch für die sozialökologischen Wende gebraucht. Die Linke müsse „die Stimme für benachteiligte Menschen in Hessen sein“, so Kula.
Jan Schalauske sagte, die Bilanz von Schwarz-Grün sei „katastrophal“. Selbst auf dem Land stiegen die Mieten, die Energiewende stocke und es gebe kaum Umverteilung von oben nach unten, kritisierte der 42-Jährige aus Marburg. Schalauske sprach auch die schlechten Umfragewerte an, die die hessische Linkspartei aktuell bei nur drei Prozent Zustimmung sehen. „Ich weiß, es gibt Leute, die rechnen nicht mehr mit der Linken“, sagte Schalauske. Aber man werde im Wahlkampf alles geben: „Entweder gehen wir mit wehenden Fahnen unter oder wir ziehen am 8. Oktober wieder in den Landtag ein“.
Auf Listenplatz 4 setzte sich überraschend Michael Müller, langjähriger Leiter der Landesgeschäftsstelle der Partei aus Frankfurt, gegen den Landtagsabgeordneten Torsten Felstehausen aus Kassel durch. Felstehausen, der nur drei Stimmen weniger erhielt als Müller, zeigte sich im Anschluss enttäuscht, aber nicht bitter. „Es war eine sehr knappe Entscheidung, es war eine ehrliche Entscheidung“, sagte Felstehausen der Frankfurter Rundschau. Er werde in seinen alten Beruf als Gewerkschaftssekretär zurückkehren und den Landtag ohne Groll verlassen.
Die Umweltschützerin Barbara Schlemmer aus dem Vogelsberg, die kürzlich bei den Grünen ausgetreten war, wählten die Delegierten mit 74,8 Prozent auf Listenplatz 7. Sie sei enttäuscht von ihrer alten Partei, die den Protest im Dannenröder Forst nicht unterstützt habe, sagte Schlemmer. „Es hat sich ausgegrünt.“ Auch auf Bundesebene sei sie von den Grünen enttäuscht, besonders beim Thema Klimaschutz. Sie wolle bei jungen Klimaaktivist:innen für eine starke Linke im Landtag werben, sagte Schlemmer unter dem Beifall der Delegierten. (Hanning Voigts)