
Good Lime zwischen Südhessen und Karibik
n-tv
Als der in Rüsselsheim geborene Beni Tonka mit 26 erfährt, dass der Mann, den er Dad nennt, gar nicht sein Vater ist, macht er sich auf die Suche. Mit nichts als einem Namen als Anhaltspunkt legt er los - und wird schließlich fündig auf Trinidad & Tobago.
Wie ist das, wenn man nicht weiß, woher man kommt, wo die Wurzeln sind? Ich selbst kenne dieses suchende, drängende Gefühl nicht, ich weiß, wo ich wurzele. Umso mehr hat mich Beni Tonka mit seiner Lebensgeschichte berührt. In seinem Buch "Good Lime", erschienen im Brandstätter Verlag, teilt Beni Tonka mit uns seine Geschichte zwischen Südhessen und der Karibik. Er erzählt von dem Abenteuer, wie er seinen Vater und seine ganze Familie auf Trinidad und Tabago vor allem über das Essen und die Lebensart kennen und lieben lernte. Heute lebt Beni Tonka als Schriftsteller und Künstler in Köln, schreibt Kurzgeschichten, Gedichte und arbeitet in vernetzten Kunstprojekten.
Geboren in Rüsselsheim, wuchs Beni bei Mama, deren Schwester Ingrid und Oma Änni auf. Den US-Soldaten, den seine Mutter heiratete, als Beni vier Jahre alt war, nannte er Dad. Seine Schwester Jazzmin wird geboren, die Familie wandert nach Nordamerika aus und muss alle paar Jahre wegen Dads Job umziehen. Nach dem Schulabschluss geht Beni zurück nach Europa, zu Oma Änni, die inzwischen in Baden-Baden lebt. Irgendwann kommt seine Mutter zu Besuch, sagt ihm die Wahrheit über seinen leiblichen Vater: ein Mann aus Trinidad. Beni ruft an. Nichts. Das Telefon ist nicht in Betrieb. Mit 23 gibt er die Suche auf, geht nach Spanien, fotografiert, schreibt Gedichte, arbeitet in einer Olivenölfabrik, versucht, zu sich zu finden. Beni zieht weiter, diesmal nach Köln. Hier, in der lebendigen Kunst- und Designerszene, wird er sesshaft. Im Juli 2012, Beni ist 26, stößt er bei einer Internetrecherche auf eine neue Telefonnummer. Beni ruft an. Jemand nimmt ab.
Sechs Monate später, inzwischen 27, steht Beni auf dem Flughafen von Trinidad & Tobago – verwirrt und umtost von tanzenden Masken, denn da ist gerade Karneval. Wer unter all den Menschen ist sein Vater? "Ein makellos rasierter Kopf nickt im Takt, reflektiert die Sonne in meine Richtung. Zahnreihen, Augenwinkel und Mund verbunden durch Lachfalten und rundliche Wangenknochen. Abstehende Ohren. Ich kenne diese Ohren. Monatelang habe ich sie auf Fotos angestarrt und mit meinen eigenen verglichen. Ich habe sie meinen Freunden zu Hause gezeigt. Seht ihr das? Diese Ähnlichkeit? Seht ihr ihn in mir? In uns? Ineinander? Um uns herum flippen die Menschen aus und ich vergesse meine Zweifel. Nach einem kräftigen Handschlag umarme ich zum ersten Mal meinen leiblichen Vater." Inzwischen nennt er ihn Pop. Benis "neue" Familie in Moruga, einem Ort an der südlichsten Küste der Insel Trinidad, die weder weiß, dass er kommt, noch dass er überhaupt existiert, begrüßt ihn mit Maissuppe und Maniok-Klößen.

In Deutschland wird oft über Mehrsprachigkeit sowie deren Vor- und Nachteile diskutiert. In Ghana hören Babys bis zu sechs verschiedene Sprachen, wie eine Untersuchung von Sprachwissenschaftlern zeigt. Es ist die erste dieser Art, die zudem die gängigen Vorurteile zur Mehrsprachigkeit infrage stellt.