Geheim-Treffen zur internationalen Jagd auf Wagner-Gruppe
Frankfurter Rundschau
Prigoschins Wagner-Gruppe operiert nicht nur im Ukraine-Krieg, sondern auch in Teilen Afrikas. Diplomaten planen nun den Schlag gegen die Söldnerarmee.
Frankfurt – Der Einfluss der Wagner-Gruppe wächst stetig und dehnt sich inzwischen nicht nur auf die Ukraine, sondern auch auf andere Teile der Welt aus. Um die rasche Expansion der paramilitärischen Gruppe zu begrenzen, sollen sich europäische und amerikanische Diplomaten hinter verschlossenen Türen über Strategien beraten, mit denen Operationen des Netzwerks gestoppt werden können.
Wie Politico mit Verweis auf interne Dokumente berichtet, warnen die Beamten davor, dass sich die Wagner-Gruppe in den kommenden Jahren zu einer ernsthaften globalen Bedrohung entwickeln könnte. Besorgniserregend seien vor allem Wagners verstärkte Aktivitäten in Afrika, wo seine ausgebildeten Kämpfer wichtige Sicherheitsfunktionen für Regime im Sudan, der Zentralafrikanischen Republik und anderen Ländern übernehmen und Russlands Einfluss auf dem Kontinent verstärken.
Wagner habe Verträge mit Regierungen in Afrika unterzeichnet, um bei der Bekämpfung von Rebellen zu helfen, Regierungsbeamte zu schützen und eine wichtige Goldmine zu sichern. Von Libyen über den Sudan und Madagaskar bis hin zur Zentralafrikanischen Republik versucht die Gruppe, durch den Bau von kulturellen Zentren und Militärstützpunkten Fuß zu fassen.
Laut Berichten aus Kreisen der US-Regierung führen Beamte aktiv Gespräche mit Verbündeten in Afrika, um den Einfluss der Gruppe zu begrenzen. Sie befürchten, Russland könne durch die zunehmenden Verbindungen Wagners mit Ländern in Afrika neue Partnerschaften schmieden, während sich die europäischen Streitkräfte zurückziehen. „Sie versuchen, die afrikanischen Regierungen vom Westen und von den demokratischen Werten im Allgemeinen wegzutreiben“, sagte einer der US-Beamten laut Politico. „Es geht im Grunde darum, die Beziehungen des Westens zu den afrikanischen Regierungen zu untergraben“.
Aber auch in Ländern der Europäischen Union (EU), einschließlich Estland, ist die militärische und politische Einflussnahme Wagners gewachsen. Breit angelegte Desinformationsoperationen sollen eine Anti-NATO- und antiwestliche Stimmungen verbreiten – etwa durch Einflussnahme auf Nachrichtenagenturen. In Estland mischten sich Prigoschins Mitarbeiter in innenpolitische Angelegenheiten ein, indem sie versuchten, die rechtsextreme euroskeptische EKRE-Partei im Vorfeld der Wahlen zum Europäischen Parlament 2019 zu unterstützen, heißt es in einem der Dokumente.