Frauenhäuser in Hessen leiden nach wie vor unter Platznot
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Die Verweildauer von Frauen in Frauenhäusern nimmt zu, auch wegen des allgemeinen Wohnungsmangels. Das berichten Expertinnen. Einen Vorschlag der Regierung zum Schutz von Frauen sehen sie kritisch.
Wiesbaden (dpa/lhe) - In Hessens Frauenhäusern mangelt es nach wie vor an Plätzen für betroffene Frauen und ihre Kinder. "Melden wir einen freien Platz, dann ist er meist in einer halben Stunde wieder belegt", sagte Sylke Borgsmüller von der Landesarbeitsgemeinschaft der autonomen Frauenhäuser in Hessen in einem Interview der dpa. Teilweise müssten Frauen in weit entfernte Häuser und andere Bundesländer ausweichen, ergänzte ihre Kollegin Karin Hübner. "In Notfällen wird eine Frau auch bei einem voll belegten Haus aufgenommen, beispielsweise nachts oder am Wochenende." Am nächsten Werktag werde dann ein regulärer Platz gesucht.
Der eklatante Mangel hat nach Einschätzung der Expertinnen mehrere Gründe. "Es liegt zum einen daran, dass es einfach zu wenig Plätze gibt", sagte Borgsmüller. "Dazu kommt die angespannte Lage auf dem Wohnungsmarkt. Die Frauen, die größtenteils Bürgergeld beziehen, finden einfach keine Wohnung, auch wenn sie den Schutz des Hauses nicht mehr benötigen." Habe die Verweildauer vor ein paar Jahren noch bei etwa drei Monaten gelegen, so blieben die Frauen mittlerweile meist zwischen neun und zwölf Monaten in den Einrichtungen. Dort bewohnen sie - teils zusammen mit ihren Kindern - ein Zimmer. Bad und Küche werden gemeinsam genutzt.
In Hessen gibt es insgesamt 31 Frauenhäuser, davon sind 19 autonom und werden in Eigenregie betrieben. Zwölf Häuser sind in Trägerschaft, etwa von Diakonie oder Caritas. Insgesamt stehen rund 290 Zimmer mit rund 740 Betten zur Verfügung, wie die Expertinnen unter Verweis auf Zahlen aus dem Jahr 2022 erklärten.