Frankfurt: Der hoffnungslose Kampf einer Mieterin
Frankfurter Rundschau
Über ein Jahr leidet Sonja Schmidtke unter ihrem Vermieter, der ABG. Die Frankfurterin erhält Kündigungen, sucht nach einer neuen Wohnung und scheitert.
Frankfurt – Seit 17 Monaten führt Sonja Schmidtke einen erbitterten Streit mit ihrer Vermieterin – der städtischen Wohnungsbaugesellschaft ABG Frankfurt Holding. Sie leidet unter den Folgen. Sie ist erschöpft. „Ich kämpfe schon so lange, ständig muss ich kämpfen, aber irgendwann habe ich dafür keine Kraft mehr“, sagt sie. Schmidtke sitzt auf dem Sofa in ihrer Wohnung im Frankfurter Stadtteil Niederrad. Die 47-Jährige leidet unter einer posttraumatischen Belastungsstörung und an Depressionen. Sie ist zu 70 Prozent schwerbehindert, arbeitsunfähig und an einen Gesichtstumor erkrankt. Eine erste Operation hat sie erst wenige Tage vor dem Treffen mit der FR im Oktober hinter sich.
Seit 14 Jahren wohnt sie in ihrer Wohnung. Nie hatte sie Probleme mit der ABG. Zweimal wird ihr fristlos gekündigt. Zwei Monate muss sie aufgrund eines Mieterwechsels die Renovierungsarbeiten über ihrer Wohnung ertragen. Weil sie aufgrund ihrer Krankheit Ruhe und einen Rückzugsort braucht, sucht sie nach einer neuen Wohnung, doch auch dieser Versuch scheitert. Es ist ein Kampf, den Schmidtke nicht gewinnen kann.
Alles beginnt im April 2020. Die Corona-Pandemie wütet nun auch in Europa. Schmidtkes Eltern leben seit vielen Jahren in Spanien. Die 47-Jährige hat ihre Kindheit und Jugend auf der iberischen Halbinsel verbracht, daher spricht sie einwandfreies Spanisch. In Spanien wird ein strenger Lockdown verhängt. Ihre Eltern sind in Rente und geraten in dieser Zeit in finanzielle Not. Schmidtke unterstützt sie. Zu dem Zeitpunkt arbeitet sie noch in der Uniklinik, dennoch gerät sie in finanzielle Schwierigkeiten. „Ich wusste, dass ich ein Risiko eingehe, aber mir war es wichtiger, meinen Eltern zu helfen“, erzählt sie.