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Früher war mehr Lametta
n-tv
Fasching in München, das ist offenbar eine ziemlich traurige Angelegenheit. Zumindest, wenn man dem Plot von "Kehraus" folgt, in dem die Ermittler einem Rotkäppchen nachspüren. Lohnt sich das Einschalten wenigstens für die Zuschauer?
Während sich Kommissar Batic (Miroslav Nemec) auf dem Münchner Fasching noch mit zwei Bienchen vergnügt, wird nicht entfernt die Leiche eines alten Mannes gefunden. Der Tote ist schnell identifiziert, er war Goldhändler - und vor seinem abrupten Ableben ebenfalls auf einer Party unterwegs, wo er sich offenbar mit einem anderen Gast gestritten hatte. Die wichtigste Zeugin: ein Rotkäppchen, so sturzbetrunken, dass es vor der Vernehmung erst mal in die Ausnüchterungszelle muss.
Am nächsten Morgen wacht Rotkäppchen als Silke Weinzierl (Nina Proll) und mit einem satten Kater wieder auf - und verschwindet schneller von der Bildfläche, als Batic und sein Kollege Leitmayr (Udo Wachtveitl) "Narrhalla" sagen können. Die beiden Ermittler machen sich auf die Suche nach der Frau, die offenbar am Ende ihres Doppellebens angekommen ist: Tagsüber und vor allem vor ihrem 14-jährigen Sohn macht Weinzierl auf erfolgreiche Geschäftsfrau, lebt aber eigentlich völlig abgebrannt aus ihrem Koffer - und reißt auf der Suche nach Schlafplätzen abends Feierwütige auf. Bald stellt sich heraus, dass Rotkäppchen den Toten kannte. Aber hat sie ihn auch auf dem Gewissen?
Karneval in Köln? Klar, den hat man auf dem Schirm. Aber Fasching in München? Klingt nach besseren Zeiten und alles in allem ganz schön traurig, und genau das zeigt "Kehraus" auch. Regisseurin Christine Hartmann formuliert es gnädiger: "Anders als beim Karneval in Köln begleitet den Münchner Fasching eine gewisse Melancholie." Früher war wohl einfach mehr Lametta.