Erstes Hilfsschiff für Gazastreifen verlässt Zypern
n-tv
Die humanitäre Lage im Gazastreifen ist katastrophal. Nach UN-Schätzungen ist ein Viertel der Bevölkerung vom Hungertod bedroht. Aus Zypern läuft jetzt ein erstes Schiff mit Hilfsgütern aus. Ein erfolgreicher Einsatz könnte die Seeblockade Israels lockern.
Ein Schiff mit fast 200 Tonnen Nahrungsmitteln für die notleidende Bevölkerung im Gazastreifen hat den Hafen von Larnaka auf Zypern verlassen. Die "Open Arms", ein Schiff einer spanischen Hilfsorganisation, schleppte einen Lastkahn mit Mehl, Reis und Protein-Produkten in Richtung des Palästinensergebietes. Es handelt sich um ein Pilotprojekt für die Eröffnung einer neuen Seeroute, auf der längerfristig Hilfsgüter an die infolge des Krieges zwischen Israel und Hamas vom Hunger bedrohten Menschen geliefert werden sollen. Einer Waffenruhe während des muslimischen Fastenmonats Ramadan, der am Sonntagabend begonnen hat, werden derzeit keine großen Chancen eingeräumt.
Die Fahrt von Larnaka zum Gazastreifen dauert etwa 15 Stunden. Wegen des schweren Schleppkahnes könne sie auch bis zu zwei Tagen dauern, teilten zyprische Behörden mit. Zypern liegt etwas mehr als 320 Kilometer nordwestlich des Gazastreifens. Der größtenteils von den Vereinigten Arabischen Emiraten finanzierte Hilfseinsatz wird von der in den USA ansässigen Wohltätigkeitsorganisation World Central Kitchen (WCK) organisiert. Das Schiff wird von der spanischen Wohltätigkeitsorganisation Proactiva Open Arms gestellt. "Unser Ziel ist es, eine Seeautobahn aus Booten und Lastkähnen zu errichten, die mit Millionen von Mahlzeiten bestückt sind und kontinuierlich in Richtung Gazastreifen fahren", erklärten der WCK-Gründer Jose Andres und die Geschäftsführerin Erin Gore.
Weitere 500 Tonnen Hilfsgüter stünden zur Verschiffung in Zypern bereit. Da es im zum großen Teil zerstörten Gazastreifen an Hafeninfrastruktur mangelt, baute die WCK dort nach eigenen Angaben einen Landungssteg mit Material aus zerstörten Gebäuden und Trümmern. Dies ist eine separate Initiative zu einem von US-Präsident Joe Biden vergangene Woche angekündigten Plan, einen provisorischen Pier im Gazastreifen zu bauen, um Hilfslieferungen auf dem Seeweg zu erleichtern. Sollte der Hilfseinsatz erfolgreich sein, würde dies die erste Lockerung der Seeblockade bedeuten, die Israel bereits 2007 gegen den Gazastreifen verhängt hatte.