Erdbeben in der Türkei: Architekten widersprechen Erdogan – große Schuld bei AKP-Regierung?
Frankfurter Rundschau
Nach der Erdbebenkatastrophe in der Türkei mehrt sich die Kritik an der AKP-Regierung. Die türkische Architektenkammer sieht Gier und Versämnisse von Verantwortlichen.
Ankara – Immer mehr Details über die Hintergründe des Erdbebens in der Türkei kommen zum Vorschein. So soll es viele Versäumnisse der AKP-Regierung gegeben haben. Zu dieser Einschätzung kam eine Delegation der türkischen Architektenkammer (Mimarlar Odası), die die Katastrophenregion besucht hat.
Die Fachleute waren in den Provinzen Adana, Osmaniye, Antakya, Gaziantep, Adıyaman, Malatya und Kahramanmaraş unterwegs.
Die Experten widersprechen der Behauptung der AKP-Regierung, bei den eingestürzten Gebäuden handele es sich um Bauten, die vor 1999 gebaut seien. Also vor der Machtübernahme der Partei von Präsident Recep Tayyip Erdogan. „Die Aussagen des Präsidenten, 98 Prozent der eingestürzten Bauten seien vor 1991 gebaut worden, sind nicht wahr. Die Wohngebiete wurden falsch ausgesucht. Es wurden Gebiete ausgesucht, deren Grund flüssig ist, es wurden Moorgebiete ausgesucht“, sagte Tezcan Karakuş Candan von der Architektenkammer Ankara bei einer Pressekonferenz am Freitag.
Die Expertin kritisiert auch die Pläne der Regierung, binnen eines Jahres die Städte wieder aufzubauen. „Hier kann man nicht innerhalb eines Jahres wieder Bauten hochziehen“, so Candan. Solche Pläne müssten alle aufgehoben werden. „Die neuen Pläne müssen auf wissenschaftlicher Basis ausgearbeitet werden.“
Die Architektenkammer Ankara hatte zuvor in einer Mitteilung davor gewarnt, dass nicht sofort mit den Aufräumarbeiten begonnen werden dürfe. „Damit die notwendigen Ermittlungen eingeleitet werden können, müssen von jedem Gebäude Proben entnommen werden und Beweise gesichert werden“. Die Aufräumarbeiten dürften nicht zur Vernichtung von Beweismitteln führen.